Foto: Screenshot/Facebook Tobias.Moretti

Infolge von Corona um das Image seines Landes Tirol besorgt, springt der Schauspieler Tobias Moretti ihm nun per Video auf Facebook verteidigend bei. Die Lage erfordere Solidarität und konstruktives Nach-vorne-Schauen, richtet er darin mit besonderem Nachdruck den "nördlichen Nachbarländern" Deutschland und Schweden aus, "die sich jetzt so eifrig mit den Klagen gegen unser Land einbringen, als wäre das Coronavirus in Tirol entstanden oder ein Tiroler Problem gewesen".

"Einzelfälle von Fehlverhalten" räumt Moretti zwar ein, aber es werde von "polarisierenden Interessengruppen" – namentlich deutschen Konsumverbänden – nun ein "Geschäft daraus" gemacht. Das sei "nicht nur falsch, sondern auch taktlos", emotionalisiere nur, helfe aber niemandem und lenke stattdessen höchstens von eigenen Versäumnissen ab. "Aber offensichtlich hat jede Extremsituation ihren Markt", so Moretti. Die Tiroler Landesregierung habe sich nach bestem Wissen verhalten. Er habe bis vor kurzen in Schweden und Deutschland gearbeitet, und dort habe man die Situation "noch viel drastischer negiert".

Das will der Tiroler Kabarettist Markus Koschuh so nicht stehen lassen. In einem Gegenvideo meint er: "Wäre ich im Krisenstab der ÖVP-Öffentlichkeitsarbeit, ich hätte genau dich angerufen, um das zu sagen." Moretti kritisiere "die Kritiker einer zutiefst kritisierenswürdigen Lobby in Politik und Wirtschaft". "Hörst du die Nebelgranaten nicht, oder willst du sie nicht hören?"

Morettis Argumentation erinnere ihn an seine Kindergartenzeit, wo auch immer die anderen noch Schlimmeres angestellt hätten. Moretti verstehe Solidarität falsch, wenn er meine, dass sie Kritik zum jetzigen Zeitpunkt ausschließt. "Eine kritiklose Gesellschaft ist das Letzte, was wir jetzt brauchen." Mit wem solle man sich überhaupt solidarisieren? Jenen, die St. Anton und Ischgl nicht schon früher gesperrt haben? "Werd' ein bissl kritischer", rät Koschuh dem Schauspieler zum Abschluss.

Markus Koschuh

(red, 2.4.2020)