Das war's in Belgien.

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Der erste Dominostein ist gefallen: Die belgische Pro League hat als erste große Fußball-Liga weltweit die Reißleine gezogen und die Saison angesichts der anhaltenden Coronakrise vorzeitig abgebrochen. Damit steht Tabellenführer Club Brügge als belgischer Meister 2019/20 fest.

"Competitie afgelopen: Club Brugge kampioen", titelte die Zeitung Het Laatste Nieuws auf ihrer Internetseite, dazu gab es ein Bild mit feiernden Brügge-Spielern. Doch zum Jubeln war in dieser schweren Stunde niemandem zumute, auch der neue Champion hielt sich zunächst zurück.

"Es besteht die Gefahr, dass mögliche Infektionen eines Spielers oder des Spielerkerns den sportlichen Verlauf des restlichen Wettbewerbs in inakzeptabler Weise beeinflussen", hieß es in einer Mitteilung der Liga. Auch Geisterspiele seien deshalb keine Option.

Arbeitsgruppe

In der regulären Saison hätte noch ein Spieltag ausgetragen werden müssen, danach waren Play-offs vorgesehen gewesen. Wie der Auf- und Abstieg nun geregelt wird, war der Mitteilung nicht zu entnehmen. Brügge hatte 15 Punkte Vorsprung auf KAA Gent und darf sogar noch auf das Double hoffen: Das Pokalfinale gegen Royal Antwerpen wurde auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben, ob es irgendwann auch ausgetragen werden kann, blieb zunächst offen.

"Der Vorstand setzt eine Arbeitsgruppe ein, die die sportlichen Knoten und die finanziellen Auswirkungen dieser Entscheidung prüfen werden", hieß es in der Erklärung der Liga weiter. Am 15. April findet eine Generalversammlung statt, in der finale Ergebnisse erwartet werden.

Die Entscheidung in Belgien könnte wegweisend auch für andere mittelgroße Ligen. Aus der österreichischen Bundesliga gibt es noch keine eindeutigen Signale. Belgiens Nachbar Niederlande diskutiert aber bereits ein ähnliches Szenario. Rekordmeister Ajax Amsterdam hat auf die Entscheidung des Verbandes KNVB, die restlichen acht Spieltage der Ehrendivision bis 3. August auszutragen, mit Unverständnis reagiert.

TV-Gelder ausschlaggebend

"Warum geht es in diesem Augenblick um Geld und nicht die Volksgesundheit? Ich hatte gehofft, dass der KNVB selbständig entscheidet und sich nicht hinter dem Rücken der UEFA versteckt", sagte Sportdirektor Marc Overmars dem Telegraaf: "Viele Klubs denken genauso. Die Ehrendivision ist tot. Der Spaß ist weg."

Allerdings sind die Klubs in Belgien oder den Niederlanden auch nicht so stark von den bei einem Abbruch wegfallenden TV-Geldern abhängig wie etwa die Bundesliga oder andere Top-Ligen. Dort machen wie auch in der Schweiz die Zuschauereinnahmen einen viel größeren Teil der Einnahmen aus. In den Topligen hoffen die Verantwortlichen noch auf ein gutes, sportliches Ende – notfalls mit Geisterspielen. (sid,red 2.4.2020)