Immer mehr Boden wird in Österreich versiegelt.

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Seit 2013 sank der Bodenverbrauch in Österreich, 2019 war mit dem Rückgang aber Schluss: Täglich wurden im Vorjahr 13 Hektar an Boden neu beansprucht, berichteten das Umweltbundesamt und die Österreichische Hagelversicherung am Donnerstag in Aussendungen. Von 2018 (10,5 Hektar) auf 2019 habe es somit wieder einen "dramatischen Anstieg" von 24 Prozent gegeben, heißt es bei der Hagelversicherung. Die 13 Hektar seien das Fünffache von jenen 2,5 Hektar pro Tag, die eigentlich seit 2002 als Zielwert gelten.

Vier Hektar pro Tag gingen im Vorjahr dauerhaft verloren, weil diese Fläche versiegelt wurde, so das Bundesamt. So verursache der Bodenverbrauch einen kontinuierlichen Verlust an produktiven Böden; 2019 betraf dies eine Fläche von 44 Quadratkilometern – etwas mehr als die Fläche der Landeshauptstadt Eisenstadt.

Versiegelung nimmt zu

In den vergangenen zehn Jahren wurden in Österreich zwischen 32 und 41 Prozent der verbrauchten Flächen versiegelt, also mit einer wasserundurchlässigen Schicht abgedeckt (Beton, Asphalt, etc.). "Damit gehen alle biologischen Funktionen, wie Filterwirkung für Schadstoffe, Nährstoffversorgung für Pflanzen oder Wasserspeichervermögen, verloren", erklärt Gundi Prokop, Bodenexpertin im Umweltbundesamt. "Der Anstieg des Versiegelungsgrads und die Zunahme des Bodenverbrauchs zeigen: Bisherige Maßnahmen zur Reduktion der Flächeninanspruchnahme greifen nicht oder zu wenig."

Den größten Anteil am Bodenverbrauch beanspruchen Bau- und Betriebsflächen. Während der Flächenbedarf für Betriebsflächen in den letzten Jahren zurückgegangen ist, wird bei den Bauflächen ein Anstieg verzeichnet, der 2019 seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Eine Ursache dafür sei die hohe Nachfrage nach Wohnimmobilien und der zunehmende Trend, in Wohnimmobilien zu investieren, so das Umweltbundesamt.

Ein Rückgang des Bodenverbrauchs war hingegen in der Nutzung für Erholungs- und Abbauflächen und im Straßenbau zu beobachten. Auch die von der Bahn beanspruchten Flächen schrumpfen seit 2013 sukzessive.

Auswirkungen auf Lebensmittelversorgung

Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, warnt vor dramatischen Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgung in Österreich. Der jährliche Verlust an Agrarflächen entspreche knapp 5.000 Hektar. "Diese Entwicklung ist fahrlässig, weil die Ernährungssouveränität Österreichs massiv gefährdet wird." Aber auch der Klimawandel werde beschleunigt. "Durch die Versiegelung des Bodens geht notwendiger CO2- und Wasserspeicher für immer verloren, Schäden durch Wetterextremereignisse wie Dürreperioden und Hochwasser werden mehr." (red, 2.4.2020)