Das Jagen als Überlebensstrategie ist hierzulande eher keine Option – also widmen wir uns einer Folgekompetenz unserer anderen archetypischen Survivaltechnik, des Sammelns: Wir ernähren die Familie mit dem, was die Scholle (die Erde, nicht der Fisch) hergibt: Brot.

Es war im Pleistozän, dem fernen Zeitalter unmittelbar vor der Corona-Krise, als sich die ganze Menschheit mit Klopapier eindeckte. Die ganze? Nein. Denn ich warf lieber ein paar Packerln Germ, ein Paar Kilo Weizen- und Roggenmehl sowie Fenchelsamen (es warat weg’n dem Aroma) ins Einkaufswagerl.

Selbstgebackenes Roggenbrot, ein Erfolgs- und Geschmackserlebnis– nicht nur in Zeiten von Pandemien.
Foto: Wallisch

Ich hatte schon früher ab und zu Brot gebacken und freute mich geradezu, wieder damit anzufangen. Der Laib Brot: mein Ersatz für das selbsterlegte Mammut.

Ein befreundeter Wirt gab mir Rezepttipps – hieß mich allerdings einen Amateur, weil ich meinen Sauerteig nicht selbst herstelle, sondern ihn ganz profan aus dem Reformhaussackerl schütte. Egal. Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf den nächsten Besuch beim Thomas in meinem verlängerten Wohnzimmer.

Brotrezepte sind in der Regel recht simpel. Mehl, Germ eventuell Sauerteig, Zucker, Gewürze, Wasser. Und Ausdauer. Und Geduld! Kneten, kneten, kneten ... und dann warten, warten, warten.

Wenn da steht: 20 Minuten gehen lassen, dann machen Sie eine Stunde draus. Die Videokonferenz darf ruhig ein bisschen länger dauern, die Kinder dürfen ruhig ein bisschen länger Aufmerksamkeit begehren – der Teig wird es Ihnen danken, das Brot wird fluffiger.

Nichts schmeckt besser

Der Moment, wenn der erste Laib fertig ist, wenn er ehrfürchtig aus dem Herd geholt wird, der hat etwas von Erhabenheit. Nicht ohne Grund: Sie haben noch nie ein Brot gegessen, das soooo gut schmeckt. Jede Wette.

Und wenn wir schon dabei sind, machen wir uns auch die Pizza selbst. Meine italienische Schwägerin hat nebst passender Rezeptur für den Teig auch gleich den ultimativen Tipp, wann dessen Konsistenz richtig ist: nämlich dann, wenn er sich zwischen Daumen und Zeigefinger so anfühlt wie ein Ohrläppchen. Aber probieren Sie das lieber aus, bevor Sie zu kneten beginnen... (Gianluca Wallisch, 03.04.2020)