Kann sich guter Umfragewerte erfreuen: Gesundheitsminister Rudolf Anschober bekommt auch von ÖVP-Wählern viel Zustimmung

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Linz – Wären am Sonntag Nationalratswahlen, dann würde die amtierende Koalition mit einer deutlichen Mehrheit ausgestattet. Statt 37,5 Prozent (wie im September 2019) könnte die ÖVP derzeit mit 43 Prozent rechnen. Die Grünen könnten von 16,2 auf 19 Prozent zulegen. Das geht aus der diese Woche durchgeführten Umfrage des Linzer Market-Instituts hervor. Die SPÖ würde leicht von 21,2 auf 19 Prozent verlieren. Die Freiheitlichen würden von 16,2 auf elf Prozent sehr deutlich zurückfallen, die Neos leicht von 8,1 auf sieben Prozent.

Die hohe Zustimmung für die Koalitionsparteien führt Market-Chef Werner Beutelmeyer vor allem auf die extrem hohe Medienpräsenz der Regierungsmitglieder zurück. Beutelmeyer: "Die Regierung bekommt auch in der Umfrage von dieser Woche von jedem zweiten Befragten ein ‚sehr gut‘ und zudem von jedem Dritten ein ‚gut‘. Unverändert ist auch, dass unter 1000 Befragten nur vier Prozent einen Fünfer geben."

Kurz und Anschober punkten

Besonders gut kommen nach wie vor Bundeskanzler Sebastian Kurz (57 Prozent geben ihm einen Einser, 24 Prozent einen Zweier) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (53 Prozent geben ihm einen Einser, 30 Prozent einen Zweier) weg. Auffallend ist, dass ÖVP-Anhänger Anschober sehr gute Bewertungen geben, sogar bessere Noten geben als Grün-Wähler dem "eigenen" Minister – und Kurz umgekehrt von Grün-Wählern kaum ein "sehr gut" (dafür viel öfter ein ‚gut‘) bekommt.

Für den STANDARD wertete Beutelmeyer die Umfragewellen der beiden vergangenen Wochen auch regional aus. Dadurch ergibt sich eine Zahl von 2000 befragten Wahlberechtigten, was auch Rückschlüsse auf die Haltung in den Bundesländern erlaubt: "Man sieht deutlich, dass Bundeskanzler Kurz von den Burgenländern am häufigsten ein ‚sehr gut‘ erhält und von den Wienern und den Tirolern am seltensten." In diesen Ländern sind die Befragten am wenigsten zufrieden mit dem amtlichen Umgang mit der Krise. Das zeigt auch die Grafik.

Gebeten wurde, dem Landeshauptmann des eigenen Bundeslandes eine Schulnote für das Verhalten in der Corona-Krise zu geben. Am besten steigt dabei Vorarlbergs Landeschef Markus Wallner (ÖVP) aus, der allerdings nicht namentlich genannt wurde. Es liegt in der Methode der Zufallsstichprobenziehung, dass die Befragten nur nach dem Funktionsträger ("Landeshauptmann des eigenen Bundeslands") gefragt wurden – erst am Schluss des Fragebogens wurde erhoben, aus welchem Bundesland der jeweilige Befragte kommt, so dass die Bewertung zugeordnet werden konnte. So wurden auch die Wiener nicht nach Michael Ludwig (SPÖ) als Person befragt.

Wie die Umfrage zeigt, sind die Wiener mit ihrem Landeshauptmann relativ wenig zufrieden.

Tirols Landeshauptmann im Mittelfeld

Im Mittelfeld liegt der Tiroler Landeshauptmann. Das bezieht sich auf Günther Platter (ÖVP), dem die geballte mediale Kritik offenbar nur wenig anhaben kann. Er profitiert davon, dass ÖVP-Wähler ihren Landeshauptleuten tendenziell bessere Noten geben als SPÖ-Wähler.

Market hat auch erhoben, wie die österreichische Bevölkerung mit der aktuellen Situation umgeht. "In der dritten Woche der Ausgangsbeschränkungen finden sich in den Umfrageergebnissen erstmals Hinweise auf eine abgeschwächte "Feel Good" Bewertung. Von der Vorwoche auf diese Woche hat sich die Haltung "ich komme sehr gut zurecht mit den Einschränkungen" von 47 auf 38 Prozent etwas abgeschwächt. Ausmisten, Putzen, Kochen und Internet stehen am Tagesprogramm ganz vorne", fasst Studienleiterin Angela Trauner zusammen.

Verändertes Konsumentenverhalten

Als generellen Corona-Freizeit-Problemlöser sieht sie das Internet. In dieser Krise wird offenkundig viel mehr im Internet gesurft als sonst üblich. Online Shopping liegt als Selbstbeschäftigung bereits gleichauf mit dem Sport. Zeit für mehr Zärtlichkeit nehmen sich jetzt immerhin 13 Prozent.

Welche Folgen das haben wird, ist für Beutelmeyer offen: "Wie sehr die ohnehin darniederliegende Geburtenrate davon profitiert wird am Jahresende ersichtlich." Und auch die Sonntagsfrage bilde nur eine Momentaufnahme ab: Erstens ist nicht klar, wie lange sich die Regierung noch des weitgehenden Vertrauens in ihrer Krisenkompetenz wird erfreuen können. Zweitens könne sich in einem Wahlkampf noch viel bewegen – doch der ist regulär erst in mehr als vier Jahren zu erwarten. (3.4.2020)