Die neue Studiosituation hat auch Vorteile: Man sieht alle Reaktionen schön auf einen Blick.

Foto: ORF / Screenshot / Runder Tisch

Seit Antritt der aktuellen Regierung und dem damit aufgekommenen Selbstlob ebendieser, es sei die jüngste und weiblichste Bundesregierung seit eh und je, musste man schon manchmal dagegenhalten. Und? Was bringen uns konservative und wirtschaftsliberale Politikerinnen? Automatisch feministische Politik sicher nicht. Weibliche Präsenz reicht also nicht, ja, manchmal ist sie sogar nur ein Feigenblatt.

Doch beim Anblick des am Mittwoch von Lou Lorenz-Dittlbacher moderierten "Runden Tisches" zum Thema "Corona – Hat die Regierung die richtigen Rezepte?" wollte man diesbezüglich kräftig zurückrudern. Derzeit wird auch in TV-Debatten nicht persönlich diskutiert, sondern vom Büro oder dem Homeoffice aus. Eben darum ging es auch beim "Runden Tisch".

Fremdschämen und versteinerte Mienen

August Wöginger, einziger männlicher Diskutant in der Runde und Klubobmann der ÖVP, kam recht ins Schwärmen beim Thema Homeoffice. Er habe das bei sich daheim "mitverfolgen dürfen", sagt er – und es kündigt sich schon an: So richtig dabei war er nicht, er scheint eher aus der Perspektive des unbeteiligten Beobachters zu erzählen. Und tatsächlich: Es folgt der Dank an seine Frau, wegen ihr funktioniere das mit dem Homelearning so gut. Sie kümmert sich, passt auf, dass die Aufgaben der Lehrerin auch gemacht werden.

Vielleicht hätte diese Aussage weniger skurril gewirkt, wären da nur eine oder zwei andere Frauen im Studio gewesen. Oder wenn wir den Gesichtsausdruck – wie sonst – der Diskutierenden nicht so schön auf eine Wand projiziert gesehen hätten, sondern teils nur von der Seite hätten erahnen können. Doch so hatten wir dank der neuen Corona-Studiosituation die fünf Frauen bestens im Blick, inklusive Lou Lorenz-Dittlbacher, die in ihrer Anschlussfrage den Ball aufgriff und anmerkte, dass bei vielen anderen "keine Frau zu Hause sitzt und mitlernen kann".

Die anderen reagierten mimisch, doch nicht weniger deutlich. Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) muss einfach nur lachen, Sigrid Maurer (Grünen) scheint sich etwas fremdzuschämen, und auch Beate Meinl-Reisingers (Neos) Miene ist ein "OMG!" zu entnehmen.

Eine Konstellation als Zaunpfahl

Gut, da ist jetzt viel Interpretation im Spiel. Allerdings war es tatsächlich ein starkes symbolisches Bild und ein deutliches Zeichen: dass die Zeiten vorbei sind, in denen Politiker sich jovial bei ihren Frauen bedanken und dabei ganz unter sich sind, sich gegenseitig bestätigend zunicken – und niemandem fällt es auf. Allein die Konstellation dieser Sendung war der Zaunpfahl, dass mit diesem lässigen "Bei uns funktioniert das super" irgendetwas ganz und gar nicht stimmt. Manchmal ist die Repräsentanz von Frauen offenbar doch alles. (Beate Hausbichler, 3.4.2020)