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Ein Mann trägt eine Schutzmaske in der norwegischen Hauptstadt Oslo. Während die Fallzahlen im Land steigen, wächst die Sorge um die Versorgung von Intensivpatienten.

Foto: NTB Scanpix/Hakon Mosvold Larsen via REUTERS

Ist Norwegen sonst für seine hohe Lebensqualität und seinen Wohlstand bekannt, sorgen Zahlen aus dem Gesundheitswesen für ein anderes Bild. Der Nachrichtensender NRK veröffentlichte einen Bericht, wonach es in ganz Norwegen 248 Intensivbetten gebe. Zu wenig in Zeiten der Coronavirus-Pandemie, wie Experten befürchten. Denn damit hat das Land einen miserablen Wert im Vergleich mit anderen führenden Industriestaaten.

Wie eine jüngst veröffentlichte OECD-Kurzstudie zeigte, liegt dabei Deutschland mit 33,3 Intensivbetten pro 100.000 Einwohner an der Spitze. Wie seit Donnerstag bekannt ist, hat sich der Wert durch den Ausbau der Kapazitäten mittlerweile auf 33,9 Betten erhöht. Der OECD-Studie liegen Daten aus verschiedenen Erhebungen der Jahren zwischen 2013 bis 2020 zugrunde. Auf Platz zwei rangiert Österreich mit 28,9 Betten pro 100.000 Einwohner. In Italien, das besonders schwer von der Pandemie getroffen wurde, liegt der Wert bei 8,6. In Norwegen ist er laut nun öffentlichen Zahlen geringer als 5.

Warnung seit zehn Jahren

Nicht genutzte Intensivbetten kosten die Spitäler viel und waren in den vergangenen Jahren unter anderem in Österreich ein Grund, um am ineffizienten Gesundheitssystem Kritik zu üben. Doch in Zeiten der Pandemie scheinen diese Stimmen verstummt. Länder mit einer bisherigen Überkapazität zeigen sich glücklich ob dieser.

In Norwegen auf jeden Fall wurde bereits vor zehn Jahren – nach Ende der letzten Pandemie, der Schweinegrippe – vor einem Engpass bei der Intensivversorgung gewarnt. Experten forderten mehr Betten und mehr ausgebildetes Personal. Doch die damals 235 Betten wurden eben nur um 13 Stück aufgestockt, was durch das Bevölkerungswachstum quasi keinem Anstieg gleichkommt.

Es sei nie das Ziel gewesen, Nummer eins zu werden, was die Zahl der Betten pro 100.000 Einwohner betrifft, sagt der Chefarzt am Haukeland-Spital in Bergen, Hans Flaaten, zu NRK. Flaaten hat die Arbeitsgruppe geleitet, die den Bericht im Auftrag der Gesundheitsbehörden angefertigt und am 30. Dezember vorgelegt hat. Denn eigentlich benötige man nicht so viele Betten, doch sei es in Zeiten der Pandemie natürlich von Vorteil, nun eine Überkapazität zu haben.

Wenige Beatmungsgeräte

In einem weiteren Bereich entdeckte Flaaten, das Norwegen vergleichsweise schlecht ausgestattet ist: bei Beatmungsgeräten. Gab es während der Schweinegrippe noch 622, zeigte eine Erhebung des Chefarztes zwei Tage vor Ausrufung der Pandemie, dass es nur noch 550 Geräte im Land gibt. Im Vergleich dazu: Laut Zahlen des Gesundheitsministeriums in Österreich vom 31. März gibt es im Land 2.584 Beatmungsgeräte, einzelne Bundesländer schraubten die Zahl in den Stunden darauf um fast 900 Geräte in die Höhe.

Der norwegische Gesundheitsminister Bent Høie von der konservativen Regierungspartei Høyre , der seit sechs Jahren im Amt ist, verwies im Gespräch mit NRK auf die zu hohen Kosten für ungenutzte Intensivbetten. Deshalb sei die Anzahl in den vergangenen Jahren nicht erhöht worden. Das werde nun aber passieren, so der Minister.

In Norwegen sind laut offiziellen Zahlen 5.209 Menschen positiv auf das Corona-Virus getestet worden, 312 von ihnen befinden sich in Krankenhäusern, 50 positiv Getestete sind gestorben. (bbl, 3.4.2020)