Beim Ochsentaler Gletscher ist die Eisbedeckung schütter geworden.
Foto: APA/ÖAV Gletschermessdienst

Innsbruck/Wien – Das einzig Positive, was man aus der Bilanz des "Gletscherhaushaltsjahrs" 2018/19 ableiten kann, ist der Umstand, dass es Jahre gab, in denen sie noch schlechter ausfiel. So rangierte das Jahr 2017/18 bei einem durchschnittlichen Längenverlust von 17,2 Metern, 2016/17 gar von 25,2 Metern. Zuletzt waren es "nur" 14,3 Meter. Doch nach wie sind die heimischen Eisflächen im Schrumpfen, wie der Alpenverein-Gletschermessdienst berichtet.

Von den 92 untersuchten Gletschern gingen 86 zurück, fünf Gletscher blieben stationär und nur einer wies einen geringen Vorstoß auf. Die nun schon seit Jahren anhaltende Periode außerordentlich gletscherungünstiger Bedingungen sei ein Effekt des herrschenden Klimawandels, erklärten die beiden Leiter des Messdienstes, Gerhard Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer vom Institut für Geografie und Raumforschung an der Universität Graz.

Keine Trendumkehr in Sicht

Alle unverändert gebliebenen Gletscher befinden sich in den Hohen Tauern . "Dies ist auch ein Signal dafür, dass die Bedingungen im Osten der österreichischen Alpen etwas gletschergünstiger waren, als das im Westen der Fall war", sagt Lieb. Auch der einzige im Vorstoß begriffene Gletscher, das Maurerkees in der Glocknergruppe, liegt in den Hohen Tauern. Und dieser Ausreißer steht laut dem Experten nicht wirklich für eine Trendumkehr: Es sei kein aktives Vorstoßen gewesen – "es wurde mehr ein 'Nachvornekippen' des Eisrandes dokumentiert".

Der stärkste Rückgang wurde mit minus 86,9 Metern am Bärenkopfkees (Glocknergruppe, Salzburg) gemessen, gefolgt von minus 86,7 Metern am Ochsentaler Gletscher (Silvrettagruppe, Vorarlberg) und am Schweikertferner (Ötztaler Alpen, Tirol) mit minus 86,3 Metern. Die Pasterze lag mit minus 60 Metern an fünfter Stelle. (red, 12. 4. 2020)