Die von Ages-Leiter Franz Allerberger präsentierten vermeintlichen Tiroler Erstfälle, beruhten auf simplen Abschreibfehlern.

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Innsbruck – Die Aufregung am Donnerstag war groß, als Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Humanmedizin der Ages (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit), bei einer Pressekonferenz in Wien verkündete, dass Ischgls erster Corona-Fall doch nicht der berühmte Kitzloch-Barkeeper, sondern eine Schweizer Touristin gewesen sei, und zwar nicht wie bisher angenommen im März, sondern Anfang Februar.

Weltweite Negativschlagzeilen für das ohnehin gebeutelte Tourismusland Tirol waren die Folge. Doch dort erkannte man sofort, dass sich die Ages irren musste, die Donnerstag sogar noch einen zweiten vermeintlich früheren Fall nachlegte. Beide basierten auf falschen Daten. Nur ein Anruf bei den Tiroler Behörden vor der Pressekonferenz hätte genügt, um den Fehler zu entdecken. Warum der nicht kam, kommentiert man im Innsbrucker Landhaus als "unglücklich".

Erster Verdachtsfall Ende Jänner

In Wahrheit ist nach wie vor der Kitzloch-Barkeeper, der am 7. März getestet wurde, Ischgls erster bestätigter Corona-Fall. In Innsbruck war schon am 25. Februar ein italienisches Pärchen positiv getestet worden. Und schon Ende Jänner passierte Tirols erster Verdachtsfall. Damals wurde eine deutsche Urlauberin, nach ihrem Aufenthalt auf der Dortmunder Hütte Kühtai, in ihrer Heimat positiv auf Covid-19 getestet.

Die beiden Frauen, die gestern von der Ages als Ischgls erste Fälle genannt wurden, sind als enge Kontaktpersonen des Barkeepers erst nach ihm positiv getestet worden. Im Zuge dessen wurden sie befragt, wann sie erste Symptome verspürten. Am 5. März, sagte die Schweizer Kellnerin – und so wurde es von den Tiroler Behörden auch im elektronischen Meldesystem vermerkt. Seit 8. Februar verspüre sie Erkältungssymptome, sagte die zweite Frau.

Ein simpler Abschreibfehler

Nun verlangte die Ages neben dem digitalen Eintrag von Tirol auch schriftliche Formulare zu jedem Fall – insgesamt waren es 2000. Beim händischen Übertrag dieser Daten in der BH Landeck kam es zu einem simplen Zahlendreher, aus März wurde Februar – und aus Erkältungs- Corona-Symptome.

Nur ein Blick in die Datenbank hätte die Fehler aufgeklärt, ist man sich in Tirol sicher. Denn es hätte auffallen müssen, dass zwischen positiven Tests und ersten Symptomen bei den Frauen laut den fehlerhaften Formularen mehr als 30 Tage lagen – das wäre medizinisch mehr als bemerkenswert. (Steffen Arora, 4.4.2020)