Amira, 18, Wien

Die Ungewissheit, wie es nach der Corona-Krise weitergeht, macht mir schon oft Sorgen. Ich hoffe, dass alle Menschen, die es ohnehin gerade schwerhaben, die Krise gesundheitlich und finanziell gut überstehen.
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"Mir geht's semigut in der Quarantäne. Es ist eine große Umstellung, und es braucht viel Selbstdisziplin, um autonom zu lernen. Vor allem in der Oberstufe und als Maturantin. Einige Lehrer und Lehrerinnen haben Schwierigkeiten mit der raschen Digitalisierung, und somit stellt die Erledigung der Aufgabenstellungen eine große Herausforderung für uns dar. Wir müssen 24/7 für unser Lehrpersonal erreichbar sein – über verschiedenen Plattformen, über unterschiedliche Mail-Adressen und über den Untis-Messenger. Das finde ich ziemlich stressig.

Am meisten nervt mich die Ungewissheit, wie es weitergeht, wann die Matura stattfinden wird und wann ich wieder meine Freunde und Freundinnen treffen kann.

Ich vermisse meine Freunde sehr. Viele habe ich durch mein Engagement bei Fridays for Future kennengelernt. Normalerweise verbringen wir viel Zeit miteinander. Diese Zeit hat sich jetzt auf Zoom-Gespräche reduziert. Wir sind aber weiterhin aktiv und überlegen uns kreative Ideen für die Zeit nach dieser Pandemie. Und ich muss sagen, dass ich es auch unglaublich schön finde zu sehen, wie schnell der CO2-Ausstoß reduziert werden kann.

Ich hoffe, dass durch diese Krise ein stärkeres Bewusstsein für Umweltthemen in der Gesellschaft entsteht. Ich wünsche mir, dass wir an der momentanen Herausforderung wachsen und nicht daran scheitern."

Sophie, 13, Wien

Am meisten nervt mich, dass ich am 14. April Geburtstag habe und mit niemandem außer mit meiner Mama feiern kann.
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"Eigentlich wohnen wir in Wien, aber wir haben ein Haus im Burgenland. Da ist es gerade schöner als im engen Wien, also dachten meine Mutter und ich, wir fahren für die Zeit der Ausgangssperre dorthin. Ich kann also jederzeit in den Garten, am Nachmittag gehe ich im Wald spazieren und höre dabei Musik. Ich habe jetzt auch mehr Zeit für meine Hobbys wie Kochen oder Zeichnen – trotzdem wird die Zeit alleine manchmal viel zu lang.

Meine Eltern sind geschieden, meine ältere Schwester war am Wochenende vor der Ausgangssperre bei meinem Vater, deshalb konnte ich sie seitdem nicht sehen. Aber wir telefonieren, das hilft, genau wie das Facetimen oder Houseparty-Calls mit meinen Freunden. Das ist zwar nicht dasselbe, wie mit ihnen auf die Mariahilfer Straße zu gehen, aber der beste Ersatz, den wir im Moment wohl haben.

Meine Freunde und ich sind uns alle einig, dass wir die Situation ernst nehmen und uns an die Regeln halten müssen, damit wir die Krise gut übersehen – aber es nervt mich schon extrem, dass ich bald Geburtstag habe und mit niemandem außer meiner Mama feiern kann. Eigentlich hätte ich mir an diesem Tag mit meinen Freunden einen Film angesehen und wäre dann mit ihnen shoppen gegangen. Ich glaube, das wird auch das Erste sein, was ich machen will, wenn all das endlich vorbei ist: meinen Geburtstag ordentlich nachfeiern und alle treffen! Ich vermisse die schon sehr.

Ob sich nach dieser Zeit etwas ändern wird? Ich denke, die Menschen empfinden jetzt mehr Empathie für andere – wenn man die Bilder aus Italien sieht, wird einem ja bewusst, wie schlimm das alles ist. Mir hilft der Gedanke, dass alles wieder normal werden wird. Wenn wir nur lang genug warten."

Nico, 14, Siegendorf

Der Vorteil ist, dass man länger schlafen und die Schulaufgaben auf den ganzen Tag verteilen kann.
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"Ich finde es langweilig, den ganzen Tag zu Hause zu sein und immer das Gleiche zu machen. Außerdem ist es anstrengend, weil die ganze Familie rund um die Uhr da ist und ich nie meine Ruhe habe. Wir verstehen uns grundsätzlich gut, aber manchmal kommt es zu Uneinigkeiten. Dann gehe ich in mein Zimmer und komm' irgendwann wieder raus.

Mein Tagesablauf sieht derzeit so aus: Ich stehe zwischen 8.30 und 9 Uhr auf, frühstücke und schaue dann erst mal ein bisschen fern. Um 10 Uhr beginne ich dann mit den Übungen für die Schule. Das dauert ungefähr drei Stunden.

Mich nervt es, dass ich alles selber organisieren muss, also die ganzen Arbeitsblätter ausdrucken, dann lochen, einkleben. Ein paar Mal in der Woche muss ich auch eine Rückmeldung an die Lehrer geben. Ich mache mir derzeit schon Sorgen, dass die Schule zu lange zu hat, dass ich kein Zeugnis bekomme und dass wir dann für jedes Fach einen großen Test schreiben müssen.

Wenn ich mit den Aufgaben fertig bin, gehe ich meist in den Garten, Rad fahren, oder ich schaue mir Serien auf Netflix an. Mehr kann man eh nicht machen …

Ich vermisse es, mich mit Freunden zu treffen oder meine Großeltern und Verwandten zu besuchen. Mein Papa lebt nicht bei uns, der kommt ungefähr zweimal in der Woche zu mir, ich gehe dann raus zu seinem Auto, wir reden dann kurz oder gehen spazieren – immer mit Mindestabstand."

Johanna, 15, Graz

Ich finde, wir bekommen in manchen Fächern mehr Stoff, als wir eigentlich im Unterricht schaffen würden.
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"Es ist schon sehr ungewohnt in der Quarantäne – aber ich finde es nicht sooo schlimm. Ich bekomme eh genug Aufgaben von der Schule, also mir wird nicht arg langweilig.

Ich bin hauptsächlich bei meinem Papa und zwei Tage in der Woche bei meiner Mama. Zu Hause nerven mich manchmal meine Schwester oder meine Eltern, aber ich glaube, das ist normal, wenn man wirklich die ganze Zeit zusammen ist.

Ich stehe in der Früh auf, und dann bemühe ich mich, dass ich die Schulaufgaben schon am Vormittag fertigbekomme. Wenn ich mit den Schulsachen fertig bin, schau ich hauptsächlich Serien und lese Bücher. Ich versuche auch oft mit meinem Hund spazieren zu gehen, damit ich wenigstens irgendwie rauskomme. Aber eigentlich mache ich den restlichen Tag nicht so viel …

Wenn mir richtig langweilig ist, dann koche oder backe ich irgendwas. Meine Freunde vermisse ich aber schon sehr und auch, einfach rauszugehen und etwas zu unternehmen. Vor allem jetzt, wo das Wetter immer besser wird. Wenn jetzt keine Corona-Krise wäre, würde ich sie treffen und mit ihnen ein Eis essen gehen. Ich telefoniere zwar manchmal mit meinen Freunden über Houseparty oder schreibe mit ihnen auf Snapchat, aber es ist halt nicht das Gleiche, und man fühlt sich ein bisschen eingesperrt und abgeschottet.

Für mich ist das alles nicht dramatisch, weil ich ja verstehe, warum wir das machen müssen – und je mehr sich alle Menschen daran halten, desto schneller können wir wieder rausgehen."

Kian, 13, Wien

Der Rhythmus, den verliert man total schnell. Wenn die Aufgaben gemacht sind, ist ja nicht mehr viel zu tun.
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"Manchmal mache ich mir Sorgen, dass dieses Virus noch viel länger als gedacht in der Welt bleibt. Ich finde es schwierig, nicht genau zu wissen, was danach kommt, ob sich viel ändert.

Es ist zwar kein Dauerthema in meiner Familie, aber wir reden schon viel darüber, es läuft ja auch ständig in den Nachrichten. Für meinen kleinen Bruder ist es kein so großes Problem, der trifft sich ja so oder so nicht so viel mit Freunden. Aber mir fällt schon manchmal die Decke auf den Kopf. Ich gehe jetzt oft in der Früh alleine spazieren, und selbst da denke ich natürlich über die Situation nach. Man sieht ja niemand auf den Straßen, und es herrscht einfach eine komische Stimmung.

Ich spreche mit meinen Freunden via Facetime oder Houseparty darüber, was wir nach dieser Zeit machen wollen. Eine Übernachtung wäre urlustig oder einfach nur gemeinsam strawanzen. Manche von uns finden es schwierig, einen Rhythmus zu finden, der Tag ist lang – und außer lernen kann man nicht viel machen. Ich brauche etwa vier Stunden am Tag dafür, zum Glück sind die Lehrer via Messenger erreichbar, wenn ich Fragen habe.

Danach bearbeite ich Fotos am Computer, das habe ich jetzt für mich entdeckt. Leider nur alte Bilder – spannende neue Fotos kann man ja im Moment nicht wirklich viele schießen."