Kanzler Kurz trägt Maske.

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Als ob die Corona-Epidemie nicht schon genug wäre, veröffentlicht Andreas Gabalier ein anlassbezogenes Werk namens Neuer Wind. Das klingt vielversprechend. Der Wind ist tatsächlich neu. Österreich weigert sich, die Unterschrift unter den Protestbrief gegen Viktor Orbáns coronär getriggerte Diktaturexperimente zu setzen – nicht unter Türkis-Blau, sondern unter Türkis-Grün. Und wird zur Draufgabe von Viktor Orbán getrollt: Er nämlich unterschreibt diese Petition, da sie aus unerfindlichen Gründen sein Land nicht explizit beim Namen nennt.

Das Tempo, in dem der Alltag zu einer Dystopie irgendwo zwischen 1984 und Twelve Monkeys zerfällt, ist atemberaubend. Neu ist innenpolitisch vor allem jener Wind, der Grünwählern ins Gesicht weht. Für die Türkiswähler hat sich im Vergleich zu der letzten Koalition eigentlich nicht viel verändert. Das Wording vielleicht ein wenig. Was eben die Message-Control an kleinen Gemeinheiten noch hergibt, bevor die spiegelglatte Oberfläche wieder hergestellt werden muss.

Türkis-grüne Privatmeinung

Strapazierte man früher den türkis-blauen Einzelfall, verortet man nun die türkis-grüne Privatmeinung. Diese Privatmeinung kann viele Gesichter haben, vom Wunsch, geflüchtete unbegleitete Minderjährige aufzunehmen, die zu Zeiten der Pandemie in menschenunwürdigen Camps festsitzen, bis hin zu Überwachungsfantasien des ersten Nationalratspräsidenten. Die Zeiten sind interessant. (rab, 5.4.2020)