"Du musst leider draußen bleiben" heißt es neben dem Augarten und Schönbrunn auch im Volksgarten.

Foto: Heribert Corn

Bei der Bewältigung derart epochaler Krisen wie der Corona-Pandemie passieren zwangsläufig Fehler. Bislang lief das Krisenmanagement erstaunlich sauber und überzeugend schlüssig. Die aktuellen Zahlen scheinen der Regierung recht zu geben, die Strategie und die gesetzten Maßnahmen dürften die richtigen sein. Die Kommunikation erfolgte so professionell, dass eine überwiegende Mehrheit in der Bevölkerung der Bundesregierung folgen kann und will. Im Großen und Ganzen scheint das in die Regierungsmannschaft gesetzte Vertrauen also gerechtfertigt.

Unlogischer Erlass

Umso ärgerlicher, wenn im Detail grob gepfuscht wird. Und dieses Detail ist nicht ganz unwesentlich: Seit Tagen versucht die Regierung darauf aufmerksam zu machen, dass größere Osterfeiern – auch jene, bei denen nur die Familie im privaten Rahmen zusammenkommt – zu unterlassen sind. Das Bedürfnis der Menschen, nach Wochen der Isolation wenigstens zu Ostern wieder mit der verstreuten Familie zusammenzutreffen, die Kinder zu sehen, die Eltern, die Enkerln, die Tante, das ist nachvollziehbar – aber kontraproduktiv. Gerade solche Treffen könnten maßgeblich dazu beitragen, das Virus noch einmal zu verbreiten, und so die ganzen Anstrengungen der vergangenen Wochen zunichtemachen. Die Regierung hat eindringlich davor gewarnt. Und in dieser Situation veröffentlicht das Gesundheitsministerium einen Erlass, der zu solchen familiären Zusammenführungen geradezu ermuntert und einlädt. Dieser Erlass ist legistisch ein Unsinn, er ist unlogisch und widerspricht der aktuellen Gesetzeslage. Dass zur Familie in einem Haushalt noch weitere fünf Personen stoßen können, die dort nicht wohnen – ja, das wäre schön, aber das spielt es nicht, das sollte man unterlassen.

Der Fehler wird wohl korrigiert werden, irgendwer wird sich entschuldigen. Ein paar andere Sachen könnte man auch noch besser machen, nichts, was wirklich existenziell ist. Aber da sind einige Umstände, die nicht dazu beitragen, das Vertrauen in die Regierung zu erhöhen: Dass Gesundheitsministerium und Bundesländer laufend unterschiedliche Zahlen der Erkrankungen veröffentlichen, sorgt täglich für Verwirrung, das müsste sich nach einer mehrwöchigen Dissonanz doch beheben lassen.

Überzogene Amtshandlungen

Dass Polizisten mit Drohnen oder gar gezogener Waffe Jagd auf Spaziergänger, Jogger und Hundehalter machen, ist einfach nicht verhältnismäßig. Frische Luft schnappen ist explizit erlaubt, dabei muss eben ein Sicherheitsabstand eingehalten werden. Das können oder wollen ein paar Exekutivbeamte nicht verstehen. Manche Amtshandlungen sind völlig überzogen. Und nur der Ordnung halber: Manch einer in der Bevölkerung hat das auch noch nicht verstanden.

Ärgerlich ist auch, dass Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger die Bundesgärten wie Schönbrunn oder Augarten geschlossen hält. Ist das mehr als reine Boshaftigkeit?

Wir haben andere Probleme, um die wir uns kümmern müssen. Wir sollten einander nicht unnötig das Leben schwer machen und uns auf die Nerven gehen oder sogar bedrohen. Wir sollten einander helfen und unterstützen, nicht vernadern. Wir sollten an einem Strang ziehen und nicht Verwirrung stiften. Das Leben ist mühsam geworden, für alle von uns. Den meisten geht die Lage schon gehörig auf den Wecker. Aber es geht tatsächlich um tausende Tote. Um tausende Tote mehr oder weniger, auch bei uns. (Michael Völker, 5.4.2020)