Entspannung, ein klarer Geist und regelmäßige Bewegung sind in Zeiten von Corona wichtiger denn je. Vor allem Familien mit kleineren Kindern sind von den momentanen Ausgangsbeschränkungen stark betroffen. Der gesamte Tagesablauf hat sich verändert, was in vielen Familien zu Gereiztheit und Unsicherheit führt. Gemeinsames Dampfablassen, Kichern und liebevolle Berührungen können dabei in wenigen Atemzügen helfen, Stress abzubauen und die Verbindung innerhalb der Familie wiederaufzubauen. Dabei geht es nicht um Perfektion, sondern um Spaß, Abwechslung und darum, durch das gemeinsame Tun mehr Verbindung zu spüren. Die Pädagogin und Kinderyogalehrerin Hanna Pessl zeigt Übungen für die ganze Familie, die Bewegung und Spaß in den Corona-Alltag bringen.

Tipps von Hanna Pessl, bevor es losgeht:

  • Lassen Sie alle Erwartungen an die Übung los.
  • Zwingen Sie das Kind nicht mitzumachen. Wenn es Ihnen Spaß macht, wird auch Ihr Kind motiviert sein.
  • Üben Sie nicht direkt nach dem Essen.
  • Sie brauchen keine Yogamatte, um zu beginnen. Eine Decke auf dem Boden reicht vollkommen.
  • Sie können die Übungsreihe als solche verwenden oder sich einzelne Übungen je nach Bedarf herauspicken.

1. Der Holzfäller – für kontrollierte Emotionsentladung

Die derzeitige Situation verlangt jedem von uns sehr viel ab. Wir alle wissen nicht, wie lange die Krise anhalten wird, die Zukunft ist ungewiss. Das macht unsicher und ängstlich. Auch unsere Kinder spüren diese Unsicherheit und reagieren darauf. Wir sind diesen Emotionen allerdings nicht hilflos ausgesetzt. Die Holzfäller-Übung aus dem Kinderyoga kann innerhalb weniger Atemzüge festsitzende Emotionen lösen und den Körper entspannen.

Hanna Pessl

Anleitung für Kinder:

Stell dich breitbeinig hin und winkle die Knie etwas an. Achte darauf, dass dein Bauch und dein unterer Rücken mitarbeiten und der Rücken nicht ins Hohlkreuz fällt.

Stell dir vor, du stehst stark und stabil auf dem Boden. Du hältst in deiner Hand eine schwere und spitze Axt. Also Achtung! Fall nicht um, das wäre gefährlich.

Atme nun kräftig ein und heb deine Arme mit der unsichtbaren Axt über den Kopf. Beim Ausatmen lass dich nach vorne fallen und ruf dabei laut "Ha!".

Wenn du richtig viel Schwung hast, wirst du merken, dass dein Körper von selbst wieder nach oben schwingt.

Stell dir vor, dass du mit jedem "Ha!" deine Wut oder auch deine Angst rauslässt. Je lauter du hackst, desto mehr Wut kann gehen.

Nach circa zehn Runden steh ruhig und aufrecht. Wenn du dich traust, schließ die Augen und spür in deinen Körper. Hat sich etwas verändert? Möglicherweise kribbelt es, oder du beginnst grundlos zu lachen. Daran kannst du merken, dass sich die Emotion verwandelt hat.

Wiederhol diese Übung immer dann, wenn du schwierige Emotionen spürst. Es wird dir danach gleich besser gehen.

2. Der Yogaspiegel – für mehr Verbindung

Dieses Spiel ist dazu geeignet, die Kommunikation zu verbessern, indem zur Abwechslung nicht mit Sprache, sondern mit dem Körper kommuniziert wird. So müssen sich die Familienmitglieder wach aufeinander einstimmen und genau hinsehen.

Hanna Pessl

Anleitung:

Der Erwachsene ist der Yogaspiegel des Kindes. Das Kind zeigt erfundene Figuren oder auch Yogapositionen vor. Der Erwachsene spiegelt alle Bewegungen des Kindes.

Das Kind gibt den Ton an und darf auch mit dem Erwachsenen streng sein, wenn die Übung nicht korrekt gespiegelt wird.

Diese Art von "Machtumkehrspiel" entspannt die sowieso angespannte Situation während dieser Wochen. Kinder könnten in der Zeit vermehrt das Gefühl entwickeln, wenig Mitbestimmung über die Lage zu haben. Diese Übung gibt ihnen das Gefühl, dennoch Raum zu haben, um zu bestimmen, und das wiederum befriedigt das wichtige Bedürfnis nach Autonomie.

Der Kuscheltierlift – für mehr Körpergefühl und Spaß

Diese lustige Übung erweitert den Blick auf die Welt, indem diese einmal auf den Kopf gestellt wird. Sie fördert Teamgeist, Körperbewusstsein und Koordination.

Hanna Pessl

Anleitung:

Für die Durchführung benötigt ihr einige Kuscheltiere und einen Korb, in dem die Kuscheltiere landen sollen.

Das Kind legt sich auf den Boden. Über dem Kopf steht der leere Korb für die Kuscheltiere bereit. Der Yoga-Partner sitzt am Fußende des Kindes und reicht dem Kind ein Kuscheltier. Das Kind klemmt sich das Kuscheltier zwischen die Füße und führt die Füße über den Kopf zum Korb. Dort legt es das Kuscheltier im Korb ab, um sich dann beim Yoga-Partner das nächste Kuscheltier mit den Füßen zu holen.

Eidechse am Stein – für Entspannung

Diese entspannende Partnerübung ist der krönende Abschluss für die gemeinsame Yogasession. Sie fördert Vertrauen, dehnt den Oberkörper, fördert das Lungenvolumen und gibt zugleich Sicherheit und das Gefühl von Weite.

Foto: Hanna Pessl

Anleitung:

Der Erwachsene setzt sich dafür auf die Fersen und bringt die Stirn zu Boden. Das Kind setzt sich hinter den Erwachsenen. Dabei berühren sich die beiden Rücken. Vorsichtig legt sich nun das Kind auf den Rücken das Erwachsenen, sodass beide Rücken miteinander in Verbindung bleiben.

Wenn es dem Kind angenehm ist, kann es die Arme nach oben oder zur Seite hängen lassen, so intensiviert sich die Dehnung in den Oberarmen.