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Zoom wird auch von Schulen viel eingesetzt.

Foto: AMR ABDALLAH DALSH / REUTERS

Die vergangenen Wochen waren für Zoom zweifellos herausfordernd. Während sich die Nutzerzahl der Videochat-App seit Ende Dezember verzwanzigfacht hat, wurde auch die Kritik zunehmend stärker. Eine Mischung aus falschen Versprechen, zweifelhaften Methoden und Sicherheitslücken, brachte dem Hersteller zuletzt einen regelrechten Schwall an negativen Schlagzeilen ein. Und das hat nun Konsequenzen.

Verbot

Mehrere Schuldistrikte in den USA haben die Nutzung von Zoom mittlerweile verboten. Dazu gehören auch so große Bezirke wie New York City oder das Clark County aus Nevada. Viele andere überdenken derzeit ihre Nutzung der Video-Chat-App, wie Engadget berichtet. Alle verweisen sie dabei auf Sicherheits- und Privacy-Bedenken als motivierenden Faktor.

Schon in der Vorwoche hatten sich mehrer große Firmen und Organisationen von Zoom verabschiedet. Dazu gehören etwa auch die Nasa sowie das private Raumfahrtunternehmen Space X.

China-Problem

Unterdessen ist ein neues, grobes Sicherheitsdefizit von Zoom bekannt geworden. Wie die Forscher von Citizen Lab aufgedeckt haben, wurden nämlich ein Teil der Gespräche über Server in China umgeleitet – und zwar auch wenn kein einziger Teilnehmer in dem Land saß. Besonders pikant: Auch die Verschlüsselungs-Keys wurden dabei durch China geschickt, womit theoretisch die Diskussionen eingesehen werden hätten können.

"Chinesisches Herz"

Der Grund dafür dürfte in einem Umstand zu suchen sein, den Zoom nach außen bisher nicht kommuniziert hat. Die Firma hat nämlich zumindest drei Tochterunternehmen mit mindestens 700 Angestellten in China. Und diese sollen für die Kernentwicklung der Zoom App zuständig sein. Damit wolle man wohl Geld sparen, da das Lohnniveau in China erheblich niedriger ist – mache sich aber auch anfällig für Druck des chinesischen Regimes, wie Citizen Lab warnt. In Wirklichkeit handle es sich bei Zoom um eine US-Firma mit chinesischem Herz, fassen es die Forscher zusammen.

Schadensbegrenzung

Bei Zoom setzt man angesichts dessen die Entschuldigungstour der vergangenen Tage fort. Auch hierbei habe es sich um Versehen gehandelt, betont das Unternehmen in einer Stellungnahme. Eigentlich würden Anrufe nur innerhalb der jeweiligen Region abgehandelt, in einzelnen Fällen hätte es aber tatsächlich zu so einer Umleitung kommen können – dies sei nun behoben.

In eine Reihe von Interviews betonte Zoom-Chef Eric S. Yuan immer wieder, dass man aus den Vorfällen gelernt habe. "Wir sind zu schnell vorgegangen und haben dabei Fehler gemacht", heißt es etwa gegenüber CNN. Bereits in der Vorwoche betonte das Unternehmen, dass man die Entwicklung neuer Features vorerst einfrieren wolle, und sich stattdessen für die nächsten 90 Tage ganz auf Privacy und Security fokussieren wolle. (red, 06.04.2020)