Zwei interessante Kompakte hat Škoda 2019 aus Pan Taus Melone gezaubert: Scala, Kamiq. Dieselbe Basis, unterschiedlicher Aufbau. Fünftürer hie, SUV da. Dreimal dürfen Sie raten, was besser über den Ladentisch flutscht – zwei zu eins für den Kamiq.

Dabei ist es so einfach wieder nicht. Sigi etwa, hochgeschätzter Kollege vom Sport. Rank und schlank, wie er ist, würde er zum Scala greifen, allein, die Gnädigste, die noch besser Hälfte, tendiert zum anderen: SUV. Muss. Her.

Erinnern Sie sich an die Studie Vision X, 2018? Der Kamiq hat viel davon übernommen, auch die LEDs über den Hauptscheinwerfern.
Foto: Stockinger

Was dagegen spricht, was dafür? SUV ist halt so voll im Trend, dass voller kaum geht. Einerseits. Andererseits, der Scala ist schon auch ein verdammt cleveres Auto. Bei gleichem Radstand länger zwar als der Kamiq, dafür aber mit richtig üppig Kofferraum (467 bis 1410 Liter) – wobei sich der Kamiq (400 bis 1395) auch in dem Punkt nicht zu verstecken braucht.

Keine Angriffsfläche

Schnickschnackfreie Zone gilt für beide beim Design. Kristallklar gezeichnet. Preislich liegen gut 2000 Euro dazwischen, das mag ein Argument für den Scala sein, und falls Sie zu dem greifen, können Sie sicher sein, den zahlreichen SUV-Verprügler(inne)n keine Angriffsfläche zu bieten.

Das mancherorts eingesparte Geld wird in andere milde Gaben investiert: in reichlich Assistenzsysteme, in Vernetzung, und sollten Sie noch auf klassisches USB-Format setzen, legen Sie sich einen Adapter zu – im Kamiq finden sich nur USB-C-Anschlüsse.
Foto: Stockinger

Bei genauerer Betrachtung des Kamiq, den wir mit 95-PS-Einstiegsbenziner testen konnten, stießen wir auf ein paar Relikte aus der Autowelt von gestern. Beispielsweise fanden sich in der Fahrertür nur zwei Fensteröffner – messerscharfer Schluss: Hinten müssten Kurbeln sein. Richtig, bestätigte der rasche Blick über die Schulter. Dann der Tempomat. Nicht im Lenkrad, sondern noch im Blinkerhebel integriert. Vielleicht hat VW einst für den Konzern 50 Millionen davon bestellt, und eine Million ist noch übrig geblieben, billiger kommt Škoda wohl nicht an das Teil. Und schließlich die 5-Gang-Schaltung. Gut, gut, davon gibt es auch bei anderen Automarken noch reichlich. Und beim stärkeren Dreizylinder (115 PS) sind es dann eh schon 6-Gang-Schaltung und 7-Gang-DSG.

Was sich draus schließen lässt? Škoda rechnet vielleicht damit, dass hinten nicht ständig frischlufthungrige Passagiere sitzen. Vor allem aber rechnen die scharf. Das mancherorts eingesparte Geld wird in andere milde Gaben investiert: in reichlich Assistenzsysteme, in Vernetzung, und sollten Sie noch auf klassisches USB-Format setzen, legen Sie sich einen Adapter zu – im Kamiq finden sich nur USB-C-Anschlüsse. Eingespartes wird auch reinvestiert in einen (großen) zentralen Berührungsbildschirm, vielfach variierbares digitales Cockpit, LED-Licht.

Des Alltags Fährnisse

Foto: Der Standard

Was sonst zu sagen wäre: Durchdacht, flexibel und praktisch ist der Kamiq, das zählt zur Markenphilosophie – ebenso wie vielen Einfach-nur-schlau-Ideen: Schirm in Fahrertür, beim Türöffnen ausfahrender Plastikschutz etc., alles erfrischend gut mitgedacht für des Alltags Fährnisse.

Das Fahrwerk ist komfortabel, der Motor passt auch. Schnurrt wie ein heiseres Kätzchen und bewegt den SUV halbwegs passabel durch die Lande, sobald man diese wieder guten Gewissens befahren kann. Allrad? Ist nicht, wie meistens in dieser SUV-Größenordnung. Wozu wir raten würden? Zu einer Motorisierung mit Doppelkupplungsgetriebe. Dazu rät (sich) auch der gute Sigi.

Kamiq also. In Summe ein Angebot, das uns solide und Škoda weiter auf der Erfolgsspur voranbringen wird. (Andreas Stockinger, 13.04.2020)