Bild aus besseren Zeiten: Lehrer Markus Pekoll zeigt seinen Eleven die richtige Flugbahn.

Foto: Armin Walcher

Pekoll hofft, dass er bald mit den ersten Unterrichtseinheiten beginnen kann.

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Absam/Schladming – So viel Routine ist Markus Pekoll nicht gewohnt: aufstehen, bis Mittag mit dem Sohnemann spielen, Essen, nachmittags Büroarbeit und danach wieder Kinderprogramm. "Seit über drei Wochen ist jeder Tag für mich gleich. Zum ersten Mal seit Jahren" – so lange Zeit am selben Ort dasselbe zu machen ist für den Steirer der wahre Ausnahmezustand. Nach Jahren als Downhill-Weltcup-Fahrer ist für Pekoll das Leben unterwegs zur Normalität geworden.

Markus Pekoll bietet der STANDARD-Tretlager-Community Einblicke in seine Heimquarantäne.
DER STANDARD

Doch Österreichs lange Zeit schnellster Mann am Mountainbike ist anpassungsfähig, wie er erzählt. Er hat die Not zur Tugend gemacht: "Denn es wird ja irgendwann auch wieder besser." Daher nutzt er die Auszeit vom Unruhezustand für die Vorbereitung seiner zahlreichen Projekte. Allen voran die Pekoll Bike School, die eigentlich Ende März in St. Corona am Wechsel hätte starten sollen. Eine Ironie des Schicksals, könnte man angesichts des Namens meinen.

Videoanalyse vom Weltcup-Veteran

Der Start in Schladming, der für 30. Mai geplant wäre, wackelt ebenfalls, ist sich Pekoll sicher. Um willige Schüler trotz Isolation und Ausgangssperren in den Genuss seines fachmännischen Rats für Radler kommen zu lassen, bietet Pekoll nun Videocoachings an. "Fast jeder hat ein alte Videos von sich beim Biken daheim. Ich analysiere den Fahrstil und gebe Verbesserungsvorschläge", umreißt der Steirer sein virtuelles Angebot. Genauso macht er es übrigens mit seinem Protégé, dem Weltcup-Fahrer Andreas Kolb. Wenn der zum Training im Ausland unterwegs ist, schickt er seinem Coach Videos zum Analysieren.

Pekoll freut sich bereits, endlich seine neue Bike School starten zu können. Eigentlich wollte er am 27. März loslegen.
BIKE SCHOOL PEKOLL

Pekoll selbst macht derzeit zwangsweise ebenfalls Radlpause: "Angesichts der Situation und dessen, was in den Krankenhäusern von den Leuten gefordert wird, muss man sein Ego zurückstecken und kann ruhig ein paar Wochen auf sein Hobby verzichten." Um sich dennoch fit zu halten, hat der Downhiller das Meditieren für sich entdeckt. Daneben hat er seine Wohnung teilweise zum Turnsaal umfunktioniert und macht dort Fitnessprogramm.

Lobbyist für Mountainbiker

Neben seiner Familie und der neuen Radschule ist Pekoll quasi als Lobbyist der Mountainbiker tätig. "Es fehlt an einer breiten Mountainbike-Infrastruktur in Österreich", erklärt er die Ausgangsproblematik. So verkaufe der Sportfachhandel zwar unzählige Bikes, es fehle aber an legalen Möglichkeiten, diese auch entsprechend zu nutzen. Um das zu ändern, engagiert sich Pekoll im Auftrag des Sporthandels für mehr Strecken für mehr Menschen. "Und zwar vor allem abseits von Liftanlagen und Tourismuszentren", wie er betont.

Umgekehrt versucht er seine Bekanntheit szeneintern zu nutzen, um auch unter den Mountainbikern mehr Bewusstsein für ein gedeihliches Miteinander zu schaffen. "Ich habe selbst landwirtschaftlichen Hintergrund und kenne daher auch die Perspektive der Grundbesitzer", erklärt Pekoll. Ihm sei wichtig, vor allem junge Radler zu erreichen und ihnen ein Gespür dafür dazu geben, dass die Natur und der Wald nicht nur ihnen oder ihrem Hobby vorbehalten sind. "Auf beiden Seiten braucht es mehr Verständnis", ist er überzeugt.

Pekoll bietet daher "lokale Bedarfsanalysen" für Mountainbike-interessierte Gemeinen und Regionen an. Er hilft dabei zu erheben, was in welcher Gegend Sinn macht und welches Angebot geschaffen werden sollte. Die Palette beginnt bei Pumptracks, die er derzeit etwa im Homeoffice für seinen Bruder entwirft, der Urlaub auf dem Bauernhof anbietet und die Wellenbahn gern für seine jungen Gäste im Programm hätte. Aber Pekoll unterstützt auch Regionen, die etwa ein Trailangebot abseits touristischer Zielsetzungen, etwa zum Entschärfen lokaler Nutzungskonflikte, schaffen wollen. Langweilig wird dem jungen Familienvater also keinesfalls während der Quarantäne. (Steffen Arora, 7.4.2020)