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Die App des Roten Kreuzes, hält den Datenschutz ein.

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Als die Klubobfrau der Grünen, Sigrid Maurer, der Verordneten Nutzung der Handy-App "Stopp Corona" des Roten Kreuz zur Bekämpfung der Corona-Krise in der ORF-Diskussionssendung "Im Zentrum" am Sonntag eine Absage erteilte, war sie auf der sicheren Seite. Auch der Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hält von einer Verpflichtung nichts, wie er am Montag sagte. Damit ist auch er auf Linie des Rotes Kreuzes.

Hoffen auf breite Nutzung

Der Einsatz von Apps und Big-Data Datenanalysen ist innerhalb der Regierung aber ein Thema. "Eines von vielen", wie seitens der ÖVP betont wird. Man sehe an, welche Maßnahmen in anderen Staaten erfolgreich sind. Dabei wird immer wieder betont: Umsetzungen von Maßnahmen in Diktaturen werde es "nicht geben." Man hoffe darauf, dass 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung die App des Roten Kreuzes nutzen, da sie nur dann tatsächlich Wirkung zeigen kann. Von diesen Zahlen ist man aber noch weit entfernt.

Die Modalitäten für die "Stopp Corona"-App werde Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) demnächst bekanntgegeben, sagte Kurz am Montag. Vorteile (z.B. weniger Bewegungseinschränkungen) wird deren – freiwillige – Anwendung offenbar nicht bringen. Er "glaube nicht, dass das geplant ist", sagte Kurz, unter Betonung von Anschobers Zuständigkeit. Am Wochenende sorgte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) für Aufregung und Unmut, als er zuerst dafür plädierte, die "Stopp Corona App" des Roten Kreuzes verpflichtend zu machen – und dann wieder zurück ruderte.

Eine entscheidenden Lücke in diesem Konzept sind jene, die kein Smartphone besitzen, gibt es die App doch nur für Android und iPhones. Laut aktuellen Zahlen sind dies immerhin 23 Prozent der Bevölkerung. Für diese Gruppe denkt man derzeit über die Bereitstellung einer Art Schlüsselanhänger nach, die via Bluetooth mit anderen Geräten kommunizieren sollen. Woher diese kommen sollen, wie das System implementiert wird, und wie sicher und zuverlässig dies schlussendlich ist, sind aber Fragen, die derzeit noch komplett offen sind.

Aufspüren und isolieren

Weltweit sind auch Apps im Kampf gegen die Pandemie im Einsatz. Ihr Ziel: Kontaktpersonen von Infizierten aufspüren und isolieren, aber auch überwachen, ob sich Infizierte an ihre Quarantäne halten. Am weitesten geht China. Dort gibt inzwischen ein QR-Code in der Farbe Grün, Gelb oder Rot Auskunft darüber, ob sich jemand an Orten mit hohem Infektionsrisiko aufgehalten hat. Das entscheidet darüber, ob die Person Bahnhöfe und öffentliche Verkehrsmittel betreten darf.

Fußfessel

In Polen müssen hingegen Bürger, die sich in Quarantäne befinden, mit Selfies nachweisen, dass sie tatsächlich zuhause sind – geprüft wird das, indem Bilder mit älteren Fotos aus der Isolation abgeglichen werden. Wer sich nicht daran hält, muss mit hohen Strafen rechnen.

Auch in Singapur setzt die dortige Regierung auf eine App, die freiwillig heruntergeladen werden kann. Smartphones tauschen sich via Bluetooth aus, zustande gekommene Kontakte werden gespeichert. Laut der Regierung seien keine Rückschlüsse auf Einzelne möglich, gespeichert wird eine ID, die pseudonym ist, auch würden keine Daten zentral gespeichert.

Erst wenn jemand infiziert ist, werden die Kontakte ausgelesen. Aber auch hier: Niemand weiß, wer wann wen getroffen hat. Das System informiert alle Betroffenen, die Kontakt mit der infizierten Person hatten, dass ein Infektionsrisiko besteht. Diese sollen sich melden, in Quarantäne begeben und testen lassen.

Update am Donnerstag

Auch das Rote Kreuz will künftig einen ähnlichen Weg gehen und ab Donnerstag eine automatisierte Aufzeichnung eines Kontakts erlauben, etwa, wenn sich Personen mehrere Minuten im selben Raum aufhalten. Bisher mussten zwei Personen, die sich begegnen, manuell ein "digitales Händeschütteln" via App durchführen. Daher gab es auch Zweifel an der Praxistauglichkeit, da eine solche Kontaktaufnahme mit Fremden laut Kritikern eher unwahrscheinlich sei. Zudem soll es auch möglich sein, Verdachtsfälle zu melden, da es mehrere Tage dauert, bis eine Erkrankung anhand eines Tests nachgewiesen werden kann.

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In der Vergangenheit wurde auch immer wieder eine Überwachung durch die Daten der Mobilfunker erwogen, jedoch wieder verworfen, da Tracking via Funkzellanabfragen zu ungenau ist, um Einzelpersonen zu überwachen und so Kontakte nachzuweisen. Der Mobilfunker A1 und Magenta bieten der Regierung Bewegungsstromanalysen, um zu prüfen, ob Ausgangsbeschränkungen tatsächlich eingehalten werden. Nach Angaben der Anbieter sind diese anonymisiert. (Muzayen Al-Youssef, Andreas Proschofsky, Markus Sulzbacher, 7.4. 2020)