Virtuell zu reisen hat etwas von Internet-Pornografie. Es befriedigt kurzfristig, ist aber dann doch nicht das Wahre. Aber bis wir wieder völlig frei reisen dürfen, wohin wir wollen, kommt uns der virtuelle Trip ganz gut gelegen – sei es als Zeitvertreib, weil man eben nichts Besseres zu tun hat, sei es als Vorbereitung auf eine reale Reise oder auch, um etwas Neues zu entdecken.

Zum Beispiel einzigartige Lebensräume, etwa das Watt. Und das am besten unter sachkundiger Führung, so wie sie Mandy Thieme anbietet. Die 30-jährige ist Wattführerin am Erlebniszentrum "Naturgewalten" in List auf der deutschen Ferieninsel Sylt. Weil sie momentan wenig zu tun hat, bietet sie Twattwanderungen an – also Wattwanderungen über Twitter. Darin erklärt sie, wie das Watt funktioniert, was es zu so einem speziellen, schützenswerten Biotop macht. Sie erzählt zum Beispiel, wie mancher Austernfischer, eine Vogelart, zu seiner seltsamen Schnabelform kam, oder wie Muscheln springend flüchten. Sehr sympathisch.

MandyMatz

Wer ein paar Stunden in New York herumspazieren möchte, der kann dies hier tun: René Frings betreibt die Website New York Travel Tours, auf der ein dreieinhalb Stunden langes Video gezeigt wird, wo man durch den Big Apple geht (Stand 2016). Dazu hat Frings eine interaktive Karte programmiert. Sie zeigt immer den aktuellen Ort an, der auch im Video gezeigt wird. Zudem kann man auf der Karte die Orte (Pins) anklicken und springt zu den entsprechenden Stellen im Video, wo der Ort gezeigt wird. Auch über das Menü hat der Nutzer die Möglichkeit, durch New York und das Video zu navigieren.

Aus der Not eine Tugend gemacht hat Turnstile Tours. Weil es derzeit nicht ratsam ist, selbst durch New York City zu wandern, bietet der Touranbieter an, online live mit einem Guide durch die Metropole zu wandern. Das ist entweder gratis oder kostet wohlfeile fünf US-Dollar. Die Themen reichen von Baustellen über Kunst, über Sehenswertes an der Brooklyn Waterfront bis hin zu "Urban Ecology". Dauer der Touren: rund 45 Minuten.

Prager Spaziergänge

Dass sich das Thema "virtuelle Spaziergänge" auch ganz gut als Marketingtool einsetzen lässt, beweist beispielsweise das tschechische Tourismusbüro. So kann man zum Beispiel die Prager Burg besuchen. Hier betritt man die größte Burganlage der Welt über den ersten Hof, schreitet weiter in den zweiten, vorbei an der Kapelle des Hl. Kreuzes, wo die Kronjuwelen zu finden sind, um sich dann im dritten Hof vor der St.-Veits-Kathedrale wiederzufinden. Für Spezialisten: Um einen Blick auf die Astronomische Aposteluhr aus nächster Nähe zu werfen, klickt man am besten auf www.virtualtravel.cz/praha/stare-mesto/prazsky-orloj.

Da möchte man jetzt sein: der Prager Laurenziberg.
Foto: Prague City Tourism

Und weil der Prager Zoo zu einem der schönsten Tierparks der Welt gehört, wie die Tschechen versprechen, kann man auch ihm einen Besuch abstatten: www.virtualtravel.cz/praha/troja/zoo-praha. Sein Areal bietet sich für einen bis zu zehn Kilometer langen Spaziergang durch eine exotische Umgebung an – inklusive Afrika-Haus, Indonesischen Dschungel und das Tal der Elefanten.

Ausblicke wie am Strandhotel

In Hannover ist zurzeit zwar auch nicht viel los, aber unter dem Motto "Travelling without moving" zeigt sich die Hauptstadt Niedersachsens von ihrer virtuell besten Seite. Dabei kann man Hannover je nach Interesse auf einer Tour durch die Herrenhäuser Gärten, das Neue Rathaus, die Marienburg oder entlang des Maschsees entdecken. Inspiration für die nächste Reise bieten auch die VR-Ausflüge in den Erlebnis-Zoo Hannover, durch den Deister, rund um das Steinhuder Meer oder durch die hannoversche Altstadt. Die Stadt beteiligt sich damit auch an der aktuellen #Closedbutopen-Aktion, bei der auch jetzt viele Orte bereist werden können, die derzeit geschlossen sind. Alle Rundgänge sind unter www.visit-hannover.com/360 zu finden.

Um während der Corona-Isolation ein wenig Urlaubsfeeling zu vermitteln, haben einige Hotels dauerhafte Livestreams eingerichtet, die uns über den Bildschirm hinweg nach Kalifornien, Israel oder St. Barth tragen können. Wie wär's also mit einem kleinen Ausflug nach Malibu oder Coronado, beide in Kalifornien. Das Luxushotel The Inbal wiederum entführt die Zuschauer zu einem 360-Grad-Rundumblick nach Jerusalem. Wem das Meeresrauschen abgeht, konkret das auf St. Barth, dem stellt die Luxusabsteige Le Barthélemy ebendieses zur Verfügung. (max, 8.4.2020)