"Weekend Magazin"-Herausgeber: "Es kann doch nicht im Sinne der Regierung sein, eine derart offensichtliche Wettbewerbsverzerrung mit Steuergeldern zu unterstützen."

Foto: screenshot, weekend.at

Wien – Christian Lengauer, Herausgeber des "Weekend Magazin", sieht in der coronabedingten Medienförderung eine Wettbewerbesverzerrung. In einem offenen Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Werner Kogler kritisieren er und die Geschäftsführer der Bundesländer-Ausgaben, dass keine einzige Gratis-Wochenzeitung die Möglichkeit auf Förderung haben. "Leider werden derzeit vor allem aber Medien unterstützt, die über einen sehr hohen Abonnenten-Anteil verfügen und daher die Krise besser bewältigen können, als Medien, die ausschließlich von Anzeigen leben".

"Unter den von Ihnen geförderten Medien findet sich nämlich keine einzige (!!!) Gratis-Wochenzeitung – Medien wie "Tips OÖ", "BZ Wien" oder eben unser "Weekend Magazin" haben keine Möglichkeit auf eine Förderung", heißt es in dem Brief. Und weiter: "Sicher ist Ihnen bewusst, was der Shutdown gerade für Gratismedien, die ausschließlich von Anzeigen leben, bedeutet. Vielleicht ist Ihnen aber nicht bewusst, dass in Österreich an die 2.000 Mitarbeiter bei 240 Titeln beschäftigt sind und diese Menschen Inhalte für über 5 (!) Millionen Leser (lt. letzter Media-Analyse) produzieren."

"Offensichtliche Wettbewerbsverzerrung"

"Sie können sich sicher vorstellen, wie groß unser Erstaunen aber auch unser Unmut über diese unfaire und unsolidarische Förderung war", heißt es in dem Schreiben weiter, "das 'Weekend Magazin' würde als Familienbetrieb mit knapp 200 Mitarbeitern und einer Auflage von über 900.000 Exemplaren nun komplett von den Förderungen ausgeschlossen werden?!".

Lengauer: "Dabei kann es sich doch nur um ein Versehen handeln. Es kann doch nicht im Sinne der Regierung sein, eine derart offensichtliche Wettbewerbsverzerrung mit Steuergeldern zu unterstützen. Aus diesem Grund fordern wir Sie auf, diese Sonder-Medienförderung einer neuerlichen Prüfung zu unterziehen und das beschlossene Paket noch einmal zu adaptieren. Sie verschärfen nämlich durch diese Wettbewerbsverzerrung die Krise noch mehr anstatt diese zu mildern."

Update: Kritik auch vom Manstein Verlag

Der Manstein Verlag kritisiert, dass Fachmedien bei der Sonderförderung für Medien nicht berücksichtigt werden und appeliert via Interessensverband VÖZ/ÖZV an die Medienpolitik. "Die Koppelung an Auflagenzahlen berücksichtigt in keinster Weise inhaltliche Qualitätskriterien und stellt damit eine Förderung dar, die vor allem große, auflagenstarke Player bevorzugt. Des Weiteren wurden in den präsentierten Maßnahmen beispielsweise Fachmedien völlig ausgespart", heißt es darin. "Vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten benötigt es von Journalisten recherchierte, geprüfte und aufbereitete Fachinformation umso mehr." Den Brief im Wortlaut lesen Sie hier auf horizont.at.(red, 7.4.2020)