In 187 Länder darf man als österreichischer Staatsbürger visumfrei einreisen – theoretisch. Mit der Corona-Krise hat sich das dramatisch geändert.

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Die neuesten Ergebnisse des Henley Passport Index bieten einen beunruhigenden Einblick in die unterschiedslose Verwüstung, die durch die Corona-Krise hervorgerufen wurde. Seit dem Jahr 2006 bietet der Index eine jährliche Rangliste der globalen Reisepassstärke. Die Reisefreiheit hat seither dramatisch zugenommen – 2006 konnte ein Bürger ohne Visum der Gastnation im Durchschnitt zu 58 Reisezielen reisen; 14 Jahre später hat sich diese Zahl mit 107 fast verdoppelt.

Das erste Ranking des neuen Jahrzehnts, das im Jänner veröffentlicht wurde, bestätigte abschließend, dass die Leute insgesamt weltweit mobiler waren als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. Der an der Spitze liegende Reisepass (Japan) bietet seinen Inhabern Zugang zu rekordverdächtigen 191 Reisezielen, ohne vorher ein Visum beantragen zu müssen. Nur drei Monate später sieht das Bild ganz anders aus.

Immer mehr Reiseverbote

Japans Pass steht weiterhin an der Spitze, aber die Realität ist, dass die derzeitigen strengen Reisebeschränkungen dazu geführt haben, dass nichtessenzielle Reisen für japanische Staatsbürger stark eingeschränkt worden sind. Das gilt natürlich für fast jedes Land, da tagtäglich immer mehr Reiseverbote umgesetzt werden und von den Regierungen auf der ganzen Welt wegen des Coronavirus immer strengere Sperrungen als Sicherheitsmaßnahmen erlassen werden.

3,5 Milliarden Menschen, fast die Hälfte der Weltbevölkerung, leben derzeit in freiwilliger oder obligatorischer Isolation, somit werfen die neuesten Ergebnisse des Index – der auf Daten der International Air Transport Association (IATA) basiert – herausfordernde Fragen auf, was Reisefreiheit und globale Mobilität sowohl zurzeit als auch für eine äußerst unsichere nachpandemische Zukunft wirklich bedeuten.

Stärke bedeutungslos

Während einer globalen Gesundheitskrise wie dieser wird die relative Stärke eines Reisepasses schnell bedeutungslos. Zum Beispiel kann ein österreichischer Staatsbürger theoretisch zu 187 Reisezielen auf der ganzen Welt reisen, ohne zuvor ein Visum beantragen zu müssen, aber in den letzten Wochen hat sich gezeigt, dass die Reisefreiheit von Faktoren abhängig ist, die sich unserer Kontrolle vollkommen entziehen können. Das ist etwas, womit Bürgerinnen und Bürger von Ländern mit schwachen Reisepässen in den unteren Rängen des Index nur allzu gut vertraut sind. (red, 7.4.2020)