Elwood Blues holt seinen Bruder Jake vom Staatsgefängnis von Joliet ab. Der Wagen ist ein ausgemusterter 1974er Dodge Monaco der Mount Prospect Police. Jake ist wenig erfreut.

Jake: "Nach drei Jahren lassen sie mich aus dem Knast raus, und mein eigener Bruder kommt mich abholen mit – einer Bullenschaukel!"

Elwood: "Du magst den Wagen nicht?"

Jake: "Nein, ich mag den Wagen nicht."

Elwood demonstriert die Vorteile des Wagens beim Überqueren der bereits abgesperrten, sich über dem Fluss öffnenden Brücke.

Elwood: "Es hat ein Bullenmotor, auf 350 PS aufgeblasen, es hat Bullenreifen, Bullengetriebe und Bullenstoßdämpfer. Das ist ein Modell, das von katalytischen Konvertern gemacht worden ist, läuft also mit Normalbenzin. Was sagst du jetzt? Ist das das neue Blues-Mobil – oder was?"

Jake: "Der Zigarettenanzünder ist im Arsch!"

"Es hat ein Bullenmotor, auf 350 PS aufgeblasen, es hat Bullenreifen, Bullengetriebe und Bullenstoßdämpfer. Das ist ein Modell, das von katalytischen Konvertern gemacht worden ist, läuft also mit Normalbenzin. Was sagst du jetzt? Ist das das neue Blues-Mobil – oder was?"
Foto: imago

The Blues Brothers aus dem Jahr 1980 ist immer noch fantastisch. Das wird einer der ersten Filme sein, die sich mein Sohn mit mir ansehen muss, wenn er im richtigen Alter ist. Gleichermaßen ein Musik- wie ein Autofilm, nicht unbedingt ein Autorenfilm. Aretha Franklin, John Lee Hooker, Ray Charles und Cab Calloway treten in Bestform auf. Die Blues Brothers sind – nach einer Erleuchtung in der Kirche, in der James Brown den Reverend gibt, im Auftrag des Herrn unterwegs. Das endet letztendlich in einer automobilen Zerstörungsorgie, die hauptsächlich Polizeiautos trifft.

John Belushi war zu dieser Zeit auch privat recht heftig unterwegs. Die Sonnenbrillen, die die Blues Brothers im Film tragen, sind auf den Drogenkonsum Belushis zurückzuführen. Der Journalist und Watergate-Aufdecker Bob Woodward hat 1984 eine sehr detaillierte Biografie verfasst, Wired: The Short Life and Fast Times of John Belushi, auf Deutsch Überdosis. Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards sagte über Belushi: "He was an extreme experience. Even by my standards."

Die Ikone Steve McQueen

Wesentlich ruhiger geht es in Le Mans zu, auch wenn es hier um Rennsport geht, der wahrscheinlich beste Film über Rennsport. Steve McQueen spielt in diesem 1970 gedrehten Streifen den Rennfahrer Michael Delaney, der beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans antritt. In dem Film wird viel und langsam geschaut, mehr geblickt und ziemlich rasant gefahren. In den ersten 36 Minuten wird kein Wort von den Schauspielern gesprochen, nur der Streckensprecher ist zu hören. Für den Film wurden Szenen des echten Rennens verwendet.

Schaut cool und spricht wenig: In Le Mans verliert Steve McQueen kein Wort zu viel. Er fährt einen Porsche 917, der Film besticht durch die fast dokumentarischen Rennszenen.
Foto: imago

Es geht um das Duell eines amerikanischen Teams, das paradoxerweise Porsche fährt, mit dem deutschen Team, das mit einem Ferrari 512S am Start ist. Der Film hat mit seinen spektakulären Rennaufnahmen fast dokumentarischen Charakter und trug dennoch maßgeblich dazu bei, Steve McQueen, unfassbar cool und leicht desperat, zur Ikone zu erheben.

Und es gibt auch einen Österreich-Bezug: Der Stuntman Erich Glavitza fährt einen der Rennwagen, er fährt für das deutsche Team, und als er in die Box kommt und aus dem Ferrari aussteigt, sagt er auch im Originalfilm in breitestem Steirisch: "Mitn Auto is ollas in Urdnung." Seine einzige Textzeile im Film.

Le Mans auf der Leinwand

Etwas banaler geht es im 2003 erschienenen Film Michel Vaillant zu, einer Comic- Adaptierung, die nur deshalb relevant ist, weil ich tatsächlich im Publikum sitze. Die Rennszenen wurden 2002 während der 24 Stunden von Le Mans gedreht. Die Zuschauer wurden vom Platzsprecher angehalten, auch den Lola von Vaillant und den Panoz seines Gegenspielers anzufeuern. Der im Vorjahr in die Kinos gekommene Film Le Mans 66 widmet sich pathosüberladen, aber dennoch sehenswert dem dramatischen Duell von Ford und Ferrari im Jahr 1966 in Le Mans. In den Hauptrollen spielen Matt Damon und Christian Bale die Rennfahrer Carroll Shelby und Ken Miles. Den Film kann man auch lesen, er basiert auf der Biografie Go Like Hell: Ford, Ferrari, and Their Battle for Speed and Glory at Le Mans von A. J. Baime.

Eine der besten Autoverfolgungsjagden gab es zweifellos in Ronin, einem Actionfilm von John Frankenheimer, der 1998 in die Kinos kam. Katharina Witt hat eine schöne Nebenrolle, die Hauptrollen spielen Robert De Niro und Jean Reno.

Insgesamt achtzig Autos wurden während des Drehs von Ronin zerstört.
Movie Car Chases HD

Highlight des Films ist die Verfolgungsjagd, die in La Turbie oberhalb von Monte Carlo beginnt und bis in die Gassen von Nizza reicht. Gefahren werden vor allem deutsche Autos, ein BMW M5, ein Mercedes 450 SEL 6.9, ein Audi S8. Insgesamt achtzig Autos wurden während des Drehs zerstört.

Ungleiche Verfolungsjagd

Zu den besten Autofilmen aller Zeiten gehört mit Sicherheit Bullit – wieder mit Steve McQueen, der sich in einem 68er-Ford-Mustang in San Francisco eine an sich sehr ungleiche Verfolgungsjagd mit einem schwarzen 68er-Dodge-Charger liefert. Der Charger verliert dabei mehr als vier Radkappen, rast in eine Tankstelle und explodiert.

Vanishing Point: Vollgepumpt mit Amphetaminen, durchbricht Barry Newman Straßensperren im Akkord. Das geht auch im Film nicht gut aus.
Foto: imago

In Vanishing Point aus dem Jahr 1971 wird einem 1970er-Dodge-Challenger-R/T gehuldigt. Kowalski, gespielt von Barry Newman, muss wegen einer Wette einen weißen Dodge Challenger in 15 Stunden von Denver nach San Francisco überführen. Vollgepumpt mit Amphetaminen, durchbricht er Straßensperren im Akkord. Das geht auch im Film nicht gut aus.

Sehenswert sind Teile der Mad-Max-Serie, insbesondere der erste aus dem Jahr 1980 mit einem jungen Mel Gibson und der vierte und letzte, Mad Max: Fury Road, ein Endzeitepos, das gute Nerven verlangt. In beiden Teilen dient als Untersatz ein Ford Falcon XB, jeweils dramatisch umgebaut.

Apokalyptisch und schnell: die Mad-Max-Serie.
Foto: imago

Der allererste Autofilm, den ich mir mit Mika anschauen werde, ist aber Cars (2006). In diesem Animationsfilm von Pixar verschlägt es das Nascar-Rennauto Lightning McQueen ins kalifornische Wüstennest Radiator Springs. Der Trans Am bekommt es mit einem durchgeknallten Abschleppwagen zu tun und verliebt sich schließlich in Sally, einen Porsche. Alles geht gut aus. Da wird auch der Anspruch von Mikas Mutter, die gerne etwas mehr Romantik in ihrem Leben hätte, gut erfüllt. (Michael Völker, 9.4.2020)