Für manche Kinder wird der Wiedereinstieg schon ohne mögliche Veränderungen im Kindergarten schwer.

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Wir erfuhren Anfang der Woche von der Regierung genau, welche Geschäfte ab wann aufmachen dürfen und wie viele Quadratmeter die Geschäftsflächen nicht überschreiten dürfen. Ebenso gab es schon recht konkrete Ausblicke für die Gastronomie, Friseurläden und wie es mit den Schulen und mit der Matura weitergeht. Nach dem betreffenden Pressetermin, bei dem all das verkündet wurde, stellten einige – es waren vor allem Frauen – in den sozialen Medien die Frage, ob man jenen Abschnitt, bei dem es um die Kindergärten ging, versäumt habe. Hat man nicht. Mit keinem Wort wurde erwähnt, wie es für Eltern mit Kindergartenkindern weitergeht. Doch immerhin ging es um das langsame Rauffahren des Handels, in dem natürlich viele Eltern arbeiten. Vor allem Frauen, die auch jetzt großteils die Kinderbetreuung übernehmen. Wie das gehen soll, ist also keiner Rede wert?

Individualisiertes Problem

Demnach bleibt alles so, wie es in den letzten Wochen war, ohne Ausblick auf irgendetwas. Wie es mit den Geschäften weitergeht, wird erklärt, wie es mit denen weitergehen soll, die dann wieder drinstehen, nicht. Kindergärten sind Ländersache, und es gibt private und öffentliche Kindergärten und -Krippen. Es sind also mindestens drei Ebenen, auf die sich die künftigen Regelungen aufsprageln könnten. Das ist für Eltern ein Problem: Derzeit lautet die Direktive, wer "unabkömmlich" im Job ist, kann das Kind in den Kindergarten geben. Wenn es aber für einen beruflichen Bereich ein Lockerung gibt, dann darf der Kindergarten nicht mehr als der absolute Notnagel für Eltern gelten wie es momentan der Fall ist, sondern als Selbstverständlichkeit. Anders wird es nicht gehen. Wenn Eltern allein die Entscheidung umgehängt wird, ob es "unbedingt sein muss" wird das Betreuungsproblem einmal mehr individualisiert.

Klare Regeln statt sozialem Druck

Wer sein Kind nach vielen Wochen in die Kinderbetreuung schicken muss, wird damit in eine sehr unangenehme Situation gebracht. Wenn es sich die anderen Eltern leisten können, die Betreuung außer Haus nicht für "unbedingt nötig" zu erachten, steht man mit seinem Kind womöglich vor einer ungewohnten Situation im Kindergarten. Freund*innen des Kindes sind nicht da, womöglich ist es auch das einzige Kind eines Standortes, das in den Kindergarten geschickt wird – und es muss deshalb in einen anderen Standort. Das ist möglich, auch wenn die Kindergärten bemüht sind, den Kindern die gewohnte Umgebung zu bieten. Doch so ein Neustart nach vielen Wochen zu Hause ist schon ohne kleine Veränderungen schwer, für Kinder – und somit auch für die Eltern. Gerade deshalb brauchen wir klare Regelungen statt Unklarheit. Denn insbesondere beim Thema Kinderbetreuung gab es schon ohne Corona sozialen Druck, moralisch das Richtige zu tun. Dieser Druck betrifft Alleinerzieher*innen massiv, auch Eltern, bei denen nicht einfach einer mal eben für Wochen die Lohnarbeit liegenlassen kann.

Nicht auf dem Radar

Deshalb ist Klarheit, wie es demnächst mit Kindergärten weitergeht, dringend geboten. Es ist keine Nebensache, es ist nicht Pipifax, sondern essenziell. Den Faktor Kinderbetreuung einfach außen vor zu lassen, während man für so viele andere Bereiche zumindest eine kleine Perspektive schafft, ist ein kleiner Vorgeschmack auf Post-Corona-Zeiten. Jetzt ist zwar viel davon die Rede, dass viele Großartiges leisten. Letztendlich scheint Kinderbetreuung aber noch immer Familien- und somit Frauensache zu sein – und ist weiterhin nicht auf dem Radar. (Beate Hausbichler, 8.4.2020)