Etwa zwei Drittel des Great Barrier Reef sind von der Korallenbleiche betroffen.
Foto: APA/AFP/JAMES COOK UNIVERSITY

Canberra – So schlimm wie derzeit war die größte zusammenhängende Riffkette der Erde noch nie vom Korallensterben betroffen: Untersuchungen am Great Barrier Reef in Australien zeigen, dass die jüngste Korallenbleiche schwerer und größer ist als andere Bleichen in der Vergangenheit. Basis der Studie waren Analysen von im März entstandenen Luftaufnahmen von etwa 1.000 der über 2.900 bekannten Riffe an der Nordostküste des Kontinents.

Das Ergebnis: "Es ist das erste Mal, dass eine schwere Bleiche alle drei Regionen des Riffs erfasst hat – die nördliche, die zentrale und jetzt auch weite Teile des südlichen Sektors", sagte der federführende Korallenexperte Terry Hughes von der James Cook Universität in Queensland.

Wärmster Februar seit 120 Jahren

Nach Angaben des australischen Wetteramts hat das größte Korallenriff der Welt im Februar – was die Wasseroberfläche angeht – den wärmsten Monat seit dem Jahr 1900 hinter sich. Bei zu hohen Wassertemperaturen stoßen die Nesseltiere die für die Färbung sorgenden Algen ab, mit denen sie sonst in einer Gemeinschaft zu gegenseitigem Nutzen leben. Ohne die sogenannten Zooxanthellen können sie auf Dauer nicht überleben und sterben ab, wenn sich die Algen nicht binnen einiger Wochen oder Monate wieder ansiedeln.

Ob sich das Riff (im Bild: das Hardy Reef in Queensland) wieder erholen wird, ist vorerst unklar.
Foto: imago/Nature Picture Library

Das Great Barrier Reef dehnt sich auf einer Fläche von mehr als 344.000 Quadratkilometern aus und übertrifft damit die Größe Italiens. Bereits 2016 und 2017 waren geschätzt ein Drittel bis die Hälfte der Korallen abgestorben, nachdem sich die Meerestemperaturen erhöht hatten. Das erste Mal wurde das Phänomen 1998 festgestellt. Leicht oder mittelschwer beschädigte Korallen können sich wieder erholen.

Die Vereinten Nationen haben in der Vergangenheit gewarnt, dass 90 Prozent aller Korallen auf der Welt absterben können, wenn die globalen Temperaturen um 1,5 Grad Celsius stiegen. (red, APA, 12.4.2020)