Wie unterrichtet man Softwareentwicklung, wenn das Thema für die Studierenden vollkommen neu ist? Welche Maßnahmen helfen, speziell Frauen an das Programmieren heranzuführen? Und wie unterrichtet man in ein und derselben Lehrveranstaltung Studierende, deren einschlägige Kenntnisse sehr unterschiedlich sind?
Das sind Fragen, mit denen sich Sigrid Schefer-Wenzl beschäftigt. Die Wirtschaftsinformatikerin, die an der FH Campus Wien forscht und lehrt, konzentrierte sich hier vor allem auf die Entwicklung didaktischer Konzepte für sehr diverse Gruppen. "In meinen Lehrveranstaltungen sitzen Leute, die noch nie mit dem Programmieren zu tun hatten, neben professionellen Softwareentwicklern", erzählt Schefer-Wenzl.
Der klassische Vortragsunterricht würde sich hier ohnehin nicht gut eignen, immerhin ist eine Programmiersprache auch tatsächlich eine Sprache, die es zu beherrschen gilt, betont die Informatikerin: "Anwendungsorientierte Lehre steht im Vordergrund. Es geht dabei nicht um langweiliges Syntaxlernen, sondern darum, schnell Lernerfolge zu schaffen."
Auch Anfänger beschäftigen sich gleich mit richtigen Apps, die etwa Bestellungen in Restaurants managen. Man arbeitet zuerst mit vorgefertigten Elementen, passt Programmierungen an, ergänzt sie.
Verschiedene "Lernpfade"
Die Didaktikerin definiert verschiedene "Lernpfade" für verschiedene Niveaus, die die Studierenden danach durchlaufen können. "Experten" unter den Studierenden kommen in Gruppenarbeiten mit Anfängern zusammen und übernehmen Tutorien.
Lerntagebücher sind ein Element, um die Studierenden über die Lernerfolge reflektieren zu lassen. "Natürlich erkläre ich den Studierenden inhaltliche Dinge. Dennoch sehe ich meine Rolle aber eher als Coach oder Lernbegleiterin, die die Studierenden motiviert", sagt die FH-Professorin.
Schefer-Wenzl ist eine der wenigen weiblichen Lektorinnen im Informatikbereich. Der Frauenanteil unter ihren Studierenden ist aber relativ hoch. "Fast alle Studentinnen sind bei mir", sagt sie. Trotz des geringen Frauenanteils, der ihre Disziplin prägt, habe sie sich aber nie ausgeschlossen gefühlt.
Mit Computern sprechen
Die 1984 geborene Wienerin entschied sich für Wirtschaftsinformatik, weil das Fach verschiedenste Berufsbilder über alle Branchen hinweg gestattet. Ein Ursprung des Interesses könnte bei ihrem Vater liegen, der ebenfalls Informatiker ist. Er habe ihr als Kind erklärt, dass er "mit Computern spricht". Schefer-Wenzl: "Ich fand das sehr mysteriös und faszinierend."
Ihr Studium führte sie während der Doktorarbeit zu der Frage, wie man Security möglichst früh in Softwareprojekte einbringen kann. Heute forscht sie vor allem im Smart-City-Bereich und geht dort der Frage nach, wie Netze mit sehr vielen Teilnehmern effizient organisiert werden können – etwa bei einer Smart-Parking-Anwendung, die zeigt, wo Parkplätze frei sind.
Ein Gegenpol zur Informatik ist für Schefer-Wenzl die klassische Musik. "Ich habe in der Schulzeit intensiv Klavier gespielt und vor kurzem wieder neu begonnen", sagt die Mutter eines fünfjährigen Buben. "Für meinen Sohn war mein Wiedereinstieg aber eher demotivierend. Er hat mich plötzlich spielen gesehen und dachte, bei ihm geht das auch so schnell." (Alois Pumhösel, 11.4.2020)