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Foto: Reuters/Jerome Miron

Hamburg – Die Millionen sprudeln nicht mehr, Teams stehen womöglich vor der Pleite, der Saisonstart rückt nach der Verlegung des Großen Preises von Kanada am Dienstag in immer weitere Ferne – und so erwägt offenbar auch die sonst so schillernde Formel 1 in der Coronakrise ungewöhnliche Maßnahmen. Nämlich: Geisterrennen.

Formel-1-Boss Chase Carey prüfe derzeit "ernsthaft" ein Szenario, in dem Weltmeister Lewis Hamilton, Ferrari-Star Sebastian Vettel und Co. ohne Fans um WM-Punkte kämpfen, berichtet die BBC. So könnte die derzeit ruhende Saison im Zuge der grassierenden Pandemie doch noch irgendwie gerettet werden. Und wieder ein bisschen Geld in die Kassen der Rennserie und der klammen Teams fließen.

Kostendeckelung könnte weiter gesenkt werden

Ein weiteres Thema bei einer Krisen-Videokonferenz zwischen den Teamchefs, Carey sowie Weltverbands-Präsident Jean Todt: die Budgetobergrenze. Um Rennställe vor der Pleite zu retten, könnte die ab der Saison 2021 geltende Kostendeckelung weiter gesenkt werden – von 175 Millionen Dollar (rund 161 Millionen Euro) pro Jahr auf 150 Millionen Dollar.

Besonders Ferrari soll sich nach übereinstimmenden Medienberichten allerdings dagegen gewehrt haben, die Summe sogar auf 125 Millionen Dollar zu beschränken. Die Scuderia argumentiert, dass sie hohe Forschungs- und Entwicklungskosten aufbringt, die die kleineren Kundenteams nicht hätten. Die Regel soll eingeführt werden, um mehr Chancengleichheit und damit spannendere Rennen zu schaffen.

Doch mittlerweile wären die Bosse ja froh, wenn in diesem Jahr überhaupt Rennen stattfinden würden. Erst am Dienstag wurde der Shutdown in den Fabriken von 21 auf 35 Tage verlängert – und der Saisonstart abermals verschoben, nachdem auch die Organisatoren des Großen Preises von Kanada in Montreal (14. Juni) angesichts der globalen Verbreitung von COVID-19 auf die Notbremse traten.

Carey hofft auf 15 bis 18 Rennen

Wie in anderen Sportarten entgeht auch der Formel 1 ohne Betrieb jede Menge Geld. Die Zahlungen der Streckenbetreiber fehlen, Einnahmen von TV-Sendern und Sponsoren bleiben teilweise aus. Die Formel 1 setzt daher alles daran, 2020 so schnell wie möglich wieder auf die Strecke zu gehen.

Carey, der in Coronazeiten auf 20 Prozent seines Gehalts verzichten soll, hofft noch auf 15 bis 18 Rennen. Denn um nicht massive Einbußen bei den TV-Einnahmen zu riskieren, muss der Manager in der Saison 15 Grands Prix auf die Beine stellen. Doch die ersten neun von 22 geplanten Rennen sind bereits abgesagt oder verschoben worden – und auch die WM-Läufe in Frankreich (28. Juni) und Österreich (5. Juli) wackeln nach derzeitigem Stand erheblich.

Als derzeit realistischster Einstieg – womöglich unter Ausschluss der Öffentlichkeit – gilt der Große Preis von Großbritannien in Silverstone am 19. Juli. Sieben der zehn Teams betreiben ihre Fabriken im Umkreis der Traditionsrennstrecke, die Reisetätigkeit – und damit das Infektionsrisiko – würde einigermaßen in Grenzen gehalten.

"Man hat keine wirkliche Nähe"

Alexander Wurz, Präsident der Fahrergewerkschaft GPDA hofft, dass nicht sogar auf den Acht-Rennen-Notfallplan (Mindestanzahl für eine WM) zurückgegriffen werden muss. Der Österreicher rechnet damit, dass im Motorsport schneller wieder der Betrieb aufgenommen werden kann als etwa im Fußball. "Alle haben Handschuhe, Helme an", sagte Wurz dem ORF: "Selbst die Mechaniker beim Boxenstopp. Man hat keine wirkliche Nähe." Und die Fans müssen im Fall der Fälle vielleicht auch erst einmal draußen bleiben. (APA, 8.4.2020)