Bildungsminister Heinz Faßmann und Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike, Corona-adäquat mit Mund-Nasen-Schutz adjustiert.

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Die wichtigste Botschaft für alle Maturantinnen und Maturanten in diesem Jahr: Die Zentralmatura findet statt. Aber in etwas anderer Form als in "normalen" Schuljahren. Bildungsminister Heinz Faßmann legte am Mittwoch einen konkreten Fahrplan für eine "verschlankte Matura" in diesem Jahr vor. Die Eckpunkte gelten für AHS und BMHS in gleicher Weise.

Ihm sei vor allem daran gelegen, "dass die Maturantinnen und Maturanten auch in dieser Krisenperiode einen Abschluss machen können" – und das in einer Zeit, in der man auf die "spezifische Situation" auch Rücksicht nehmen müsse und werde, also auch "milde und nachgiebig" sein müsse.

Die wichtigsten Eckpunkte:

  • Unterrichtsbeginn für die Maturaklassen ist am 4. Mai. Ab dann läuft eine dreiwöchige gezielte Vorbereitung auf die Reifeprüfung. Die schriftliche Matura beginnt demnach am 25. Mai.
  • Schüler, die einer Risikogruppe angehören, werden weiter im Distance-Learning betreut.
  • Notwendige Schularbeiten zum Abschluss der 8. Klasse werden in maximal drei Gegenständen geschrieben, das heißt pro Woche eine Schularbeit, und die auch nur in jenen Gegenständen, in denen ein Schüler oder eine Schülerin maturiert. Corona-Erleichterung: Diese Schularbeiten können kürzer sein als in früheren Normalzeiten. Es gehe vor allem um eine gute Vorbereitung auf die schriftliche Matura. Faßmann gab als Devise aus: "Immer nur das Nötigste".
  • Die schriftlichen Maturaarbeiten werden im Haupttermin 2020 nur in drei Prüfungsgebieten durchgeführt. Das werden in vielen Fällen Deutsch, eine Fremdsprache und Mathematik sein. An berufsbildenden Schulen kann eines der drei Prüfungsgebiete auch eine fachbezogene Klausurarbeit sein. Die Dauer der Arbeiten wird um jeweils eine Stunde verlängert, damit der Prüfungsraum nach jeder Stunde ordentlich gelüftet werden kann.

    Die Reihenfolge der Fächer für die schriftlichen Klausurprüfungen sieht so aus:

    25. Mai: nichtstandardisierte Prüfungsgebiete (z. B. Fachklausuren an BHS, etwa Elektrotechnik oder Maschinenbau)
    26. Mai: Deutsch
    27. Mai: Englisch
    28. Mai: (Angewandte) Mathematik
    29. Mai: Französisch oder Latein oder Griechisch
    03. Juni: Spanisch oder Italienisch oder Volksgruppensprachen

    Wer ein Nicht genügend erhält, kann dieses im Juni bei einer Kompensationsprüfung ausbessern (22. Juni: nichtstandardisierte Kompensationsprüfungen, 23. und 24. Juni: standardisierte Kompensationsprüfungen).

  • In die Beurteilung wird die Leistung des letzten Schuljahrs einfließen, und zwar in dieser Form: 50 Prozent der Gesamtnote macht die Maturaprüfung aus, und mit 50 Prozent schlagen die bisher erbrachten Leistungen zu Buche. Damit soll der Einsatz der Schülerinnen und Schülern im Maturajahr honoriert und außerdem nicht alles von einer einzigen Prüfung abhängig gemacht werden, heißt es dazu.
  • Wie DER STANDARD bereits berichtete, entfällt die mündliche Matura. Hier gibt es aber ein Optionenmodell, das heißt, wenn ein Kandidat oder eine Kandidatin wünscht, dass er oder sie in einem oder mehreren Gegenständen mündlich geprüft wird, kann freiwillig auch mündlich maturiert werden.
  • In Matura-Prüfungsgebieten, die gewählt wurden und in denen keine mündliche Prüfung abgelegt wurde, bildet die Note der 8. Klasse die Maturanote.
  • Die Fristen für die Abhaltung der notwendigen Klassenkonferenzen werden so weit wie möglich adaptiert, "um allen Beteiligten die größtmögliche Flexibilität einzuräumen".
  • Wer jetzt nicht antreten möchte, kann zum Nebentermin im Herbst antreten.

    Es wird spezielle Hygienemaßnahmen geben, die den allgemein geltenden Corona-Maßnahmen der Regierung genüge tun:
  • Alle Maturantinnen und Maturanten bekommen einen Mundschutz.
  • Die Arbeitsflächen werden desinfiziert, und in jedem Prüfungsraum steht zumindest ein Desinfektionsmittelspender bereit.
  • Die Sitzordnung wird so gewählt, dass der Sicherheitsabstand gewahrt bleibt.
  • Maturantinnen und Maturanten, die der Risikogruppe angehören, also Vorerkrankungen haben, erhalten die Möglichkeit, die Klausurarbeit in einem separaten Prüfungsraum zu schreiben.

Nach Ostern (am 15. April) wird auf der Matura-Homepage ein weiteres Übungspaket als Download zur Verfügung stehen. Außerdem gibt es eine eigens eingerichtet Hotline für Rückfragen aller Art.

3x3-Modell der Entlastung

Die Bundesschülervertretung zeigte sich übrigens erfreut über die nun präsentierten Matura-Rahmenbedingungen. Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike sprach von einem "3x3-Modell", das ihnen vom Bildungsministerium zugestanden worden sei: drei Vorbereitungswochen, drei Schularbeiten zu den schriftlichen Maturafächern und drei schriftliche Klausuren. Explizit freute sich Uzodike über den Verzicht auf die mündliche Matura. Und überhaupt bringe das "Entgegenkommen bei der schriftlichen Matura eine Entlastung" für die Maturantinnen und Maturanten.

Maßnahmen für Lehrlinge und BMS

Die Abschlussfrage stellt sich aber natürlich auch für berufsbildende mittlere Schulen (BMS), zum Beispiel Handelsschulen oder dreijährige technische Schulen, und für Lehrlinge, die Berufsschulen besuchen. Für sie wird, wenn sie die letzte Klasse der Berufsschule positiv abgeschlossen haben, der theoretische Teil der Lehrabschlussprüfung entfallen, die positive Leistung wird für die Lehrabschlussprüfung angerechnet, sagte Faßmann. Lehrlinge, die keinen positiven Abschluss der Berufsschule haben, können die Fachtheorie im Rahmen der Lehrabschlussprüfung absolvieren. Und für all jene Lehrlinge, die von den Betrieben vor Ostern zur Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur benötigt wurden (zum Beispiel im Einzelhandel), werden spezielle Angebote geschaffen, damit sie kein Lehrjahr verlieren, heißt es im Bildungsministerium.

Wer im ersten oder zweiten Berufsschuljahr steckt, soll weiter via Distance-Learning unterrichtet werden. Das "Problem" des fachpraktischen Teils der Ausbildung soll "in den Sommermonaten oder später" gelöst, also nachgeholt werden. Aber auch hier betonte Faßmann, dass sichergestellt wird, "dass auf alle Fälle ein Aufsteigen in das nächste Lehrjahr" möglich ist.

Hochschulbereich soll auch wieder hochgefahren werden

Den Hochschulbereich nahm der Bildungsminister ebenfalls ins Blickfeld, auch ihn möchte er nach und nach wieder hochgefahren sehen. Faßmann skizzierte die "kontinuierliche Öffnung des Hochschulbereichs" anhand folgender Punkte: Das digitale Lernen soll weitergeführt und forciert, der Forschungsbetrieb schrittweise hochgefahren und Prüfungen elektronisch oder – unter Einhaltung rigider Hygienemaßnahmen – vor kleinen Prüfungskommissionen abgehalten werden. Außerdem seien "die Bibliotheken zu aktivieren, ohne die Lesesäle zu öffnen". Mit Blick auf die Lehre in Labors sei zu schauen, ob man etwa "in Schichten oder in den Sommermonaten" dort arbeiten könne, sagte Faßmann.

"Die Studierenden sollen die Chance haben, die Ernte dieses Semesters auch einfahren zu können", betonte der Bildungsminister, denn: "Das Corona-Semester soll kein verlorenes Semester sein." (Lisa Nimmervoll, 8.4.2020)