Ein rekordgroßes Ozonloch hält sich seit Wochen über der Arktis. In einer Höhe von etwa 18 Kilometern habe dort die Ozonschicht erheblich an Substanz verloren, teilte der Copernicus-Erdbeobachtungsdienst der Europäischen Union mit. Schon Anfang März hatten Forscher auf einen außergewöhnlich starken Ozonabbau über der Region hingewiesen – seither hat sich die Lage verschärft.

Seit Jahrzehnten entsteht über der Antarktis nach dem dortigen Winter, wenn die Bedingungen für einen Abbau der Ozonschicht herrschen, für einige Monate ein Ozonloch. Grund für das im Vergleich dazu deutlich kleinere Ozonloch auf der Nordhalbkugel sind in diesem Jahr ungewöhnliche atmosphärische Bedingungen: ausgeprägte Polarwirbel und extrem niedrige Temperaturen in der Stratosphäre.

Neues Ausmaß

Schon früher hatten Forscher gelegentlich kleine Ozonlöcher über dem Nordpol beobachtet, aber nie in diesem Ausmaß. Im Vergleich zur Antarktis sei es aber immer noch klein, sagt Diego Loyola vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt: "Das Ozonloch, das wir in diesem Jahr über der Arktis beobachten, hat eine maximale Ausdehnung von weniger als eine Million Quadratkilometer. Das ist klein im Vergleich zum Antarktischen Ozonloch, das eine Größe von etwa 20 bis 25 Millionen Quadratkilometern bei einer normalen Dauer von etwa drei bis vier Monaten erreichen kann."

Forscher gehen davon aus, dass sich das arktische Ozonloch im Lauf des Aprils wieder schließt. "Unsere Vorhersage geht von nun steigenden Temperaturen im Polarwirbel aus, damit wird sich der Abbau des Ozons verlangsamen und schließlich ganz aufhören", sagt Vincent-Henri Peuch, Direktor der Abteilung Atmosphären-Monitoring von Copernicus.

Die Ozonschicht ist eine natürliche Gasschicht, die die Erde vor der ultravioletten Strahlung der Sonne schützt. Das Ozonloch über der Antarktis war 1985 entdeckt worden und hatte zum schrittweisen Verbot der FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) geführt. Seitdem schließt sich das Loch langsam. 2019 war es so klein wie seit rund 30 Jahren nicht mehr. (red, APA, 8.4.2020)