Eine der wenigen verbliebenen AUA-Aufgaben ist die Lieferung von Schutzmasken.

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Die Folgen der Corona-Pandemie haben die Flieger der internationalen Airlines auf den Boden gezwungen, die Austrian Airlines sind da keine Ausnahme. Die Tochter der deutschen Lufthansa, die im Vorjahr einen kleinen Gewinn von 19 Millionen Euro gemacht hat, befindet sich in groben Turbulenzen und hat sich nun, wie berichtet, an den österreichischen Staat um Hilfe gewendet. Man will aus dem Bouquet der staatlichen Hilfsgelder schöpfen, "wir brauchen Überbrückungshilfe", erklärte AUA-Sprecher Peter Thier dem STANDARD. Die Fluglinie, deren Flieger derzeit so gut wie nicht unterwegs sind, werde frühestens 2023 wieder so viel fliegen, wie vor der Krise. 2019 beförderte die AUA rund 15 Millionen Passagiere.

Um wie viel Geld sich die AUA beim Staat anstellt, wird nicht kommuniziert. Laut Informationen des STANDARD braucht die Airline aber allein rund 750 Millionen Euro, um bis zum Herbst durchzukommen. Das Unternehmen kommentiert das nicht. Der ORF spricht von 800 Mio. Euro.

Mitte April wird entschieden

Sicher ist, dass das AUA-Management unter Alexis von Hoensbroech dieser Tage erste Gespräche mit den Vertretern der staatlichen Finanzierungsagentur Cofag geführt hat, die für die Abwicklung der staatlichen Finanzierungsmaßnahmen rund um die Corona-Krise zuständig ist. Bundeskanzleramt und Finanzministerium sind seit Längerem informiert und involviert.

Die AUA wolle aus dem Bouquet aus Staatshilfen zurückgreifen, spreche mit dem Ministerium über die Einräumung von staatlich garantierten Krediten ebenso wie über Zuschüsse, heißt es in der AUA. Ihre rund 7000 Mitarbeiter sind bereits in Kurzarbeit, allerdings nur bis 20. April. In der Woche davor wird der Vorstand entscheiden, ob man die Verlängerung der staatlich geförderten Kurzarbeit beantragt, bis dahin wollen die Airliner aber schon wissen, in welcher Form und mit welchen Summen ihnen die Republik unter die Arme greift.

Unbeliebte Verstaatlichung

Die Variante, dass sich die Republik etwa über ihre Beteiligungsgesellschaft Öbag an der AUA beteiligt, stößt weder beim Finanzminister, noch beim Kanzler oder bei der AUA auf Gefallen.

Auch AUA-Mutter Lufthansa hat sich schon an den Staat gewendet, dem Vernehmen nach geht es in Deutschland um zehn Milliarden Euro, wobei diese Zahl nicht bestätigt wird. Die Lufthansa wird ihre Flotte reduzieren, auch bei ihren Töchtern AUA, Swiss und Brussels wird das geschehen. Und, so kündigte die Lufthansa an: Das Restrukturierungsprogramm, das die AUA bereits vorbereitet und in dessen Rahmen 700 bis 800 Mitarbeiter abgebaut werden, "wird verschärft".

Insolvenzszenarien

Parallel zu den Verhandlungen um Staatshilfe beschäftigen sich die Gremien der AUA aber auch mit allen rechtlich möglichen Insolvenzszenarien und auch die Belegschaftsvertreter lassen die Unternehmenskennzahlen in diese Richtung abklopfen. Zwar hat das Justizministerium in einem Covid-Gesetz festgeschrieben, dass Insolvenzanträge wegen Überschuldung bis Ende Juni nicht gestellt werden müssen, sofern das Unternehmen zahlungsfähig ist. Für die Zeit danach braucht es dann aber eine positive Fortbestehensprognose. Der Insolvenzgrund Zahlungsunfähigkeit ist nach wie vor aufrecht.

AUA-Sprecher Thier bestätigt, dass auch übers Thema Insolvenz beratschlagt wird: "Wir müssen uns natürlich auch mit schlimmen Szenarien auseinandersetzen, allein wegen der rechtlichen Sorgfaltspflichten. Unser Ziel ist es aber, die AUA wieder flugfähig zu machen."

Neue Aufsichtsratsspitze

Abgeflogen ist inzwischen die AUA-Aufsichtsratsspitze: Vorsitzender Harry Hohmeister und sein Vize Michael Niggemann (beide im Lufthansa-Vorstand) sind zurückgetreten und werden von ihren deutschen Vorstandsmitgliedern Christina Foerster und Detlef Kayser ersetzt. Hohmeister und Niggemann werden in der Zentrale in Deutschland gebraucht. (Renate Graber, 9.4.2020)