Jetzt wäre der richtige Moment, Haltung zu zeigen. Staatshaltung. In diesen Tagen wurde bekannt, dass die Reisebeschränkungen wohl zu den langfristigsten Folgen der Coronakrise gehören werden. Das Ein- und Ausreisen wird noch lange nicht einfach passieren.

Das hat nicht nur Auswirkungen auf viele Berufsgruppen, die uns lange nicht so bewusst waren: von den 24-Stunden-Pflegerinnen bis zu den Gurken-Erntehelferinnen. Wir kommen ohne Menschen aus dem Ausland nicht aus.

Das bedeutet aber auch: wir sind als Land plötzlich auf uns selbst gestellt. Das sollte uns zum Nachdenken bringen. Eine unglaublich bedeutungsvolle Entscheidung könnte sein: wer da ist, ist da. Und darf bleiben. Schluss mit dem zynischen Herumgedruckse zwischen Asyl hin und her, zwischen Aufenthalt hin oder her, Arbeitsgenehmigung hin oder her.

Wir brauchen uns. Wir brauchen uns alle. In Zeiten, in denen die Ein- und Ausreise ohnehin (für manche schmerzhaft) nicht möglich ist, sollten wir denen, die bleiben wollen, ein herzliches "Willkommen" zurufen. Es wäre ein befreiender erster Schritt!

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Gesellschaft der sozialen Wärme

In Krisenzeiten haben wir wichtigeres zu tun, als Menschen in Berechtigte und Unberechtigte zu sortieren. Wir könnten beginnen, eine Gesellschaft der sozialen Wärme aufzubauen. Wir müssen in diesen Wochen so viele Gegebenheiten akzeptieren und lernen mit ihnen zu leben, warum nicht auch endlich einen erleichternden Schlussstrich unter zermürbende Verfahren? Was haben wir wirklich davon?

Es gibt Momente im Leben, die entscheidend sind, weil sie manchmal von völlig neuen Bedingungen geprägt werden. Einen solchen Moment bedeutet die derzeitige Coronakrise allemal.

Wie viel Energie, wie viel Aufwand bedeuten die laufenden Verfahren? Nicht zuletzt könnte auch eine Unsumme an Kosten eingespart werden, wenn all die schwebenden Verfahren eingestellt werden und klar ist:

Wer da ist, ist da. Willkommen! (Bernhard Jenny, 10.4.2020)

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