Bild nicht mehr verfügbar.

Havard Nordtveit vermisst die Blutgrätsche.

Foto: Reuters/Stringer

Berlin – Endlich wieder den Ball am Fuß, endlich wieder Rasen unter den Stollen – doch so ganz glücklich ist Havard Nordtveit nicht. "Ich würde liebend gern grätschen, aber das kann ich jetzt nicht, dann kassiere ich eine Strafe", sagte der Defensivspieler vom deutschen Bundesligisten 1899 Hoffenheim.

Der Mindestabstand von zwei Metern muss zwingend eingehalten werden, Körperkontakt ist strengstens verboten. So groß ist die Gefahr aber gar nicht, denn die meisten seiner Kollegen sieht Nordtveit überhaupt nicht. Das Kleingruppentraining, das separate Umziehen und die eingeschränkten Übungen dämpfen auch bei anderen Bundesligaprofis die Freude über die Rückkehr auf den Platz.

Training in Fünfergruppen

"Es war schon ein sehr ungewohntes Gefühl, in Kleingruppen ein Training abzuhalten", sagte Kapitän Manuel Neuer von Bayern München. Der Rekordmeister trainiert an der Säbener Straße auf vier verschiedenen Plätzen in maximal Fünfergruppen. Geduscht wird hinterher zu Hause. Wolfsburgs Maximilian Arnold: "Wir müssen aus hygienischen Gründen zum Beispiel Handschuhe tragen – bei 22 Grad. Das ist natürlich notwendig, aber auch ein bisschen lustig."

Generell sei es "ein schönes Gefühl", nach der wochenlangen Pause "ein bisschen Fußball zu spielen und die Kollegen wiederzusehen", sagte Düsseldorfs Torjäger Rouwen Hennings: "Klar kann man keine Zweikämpfe oder großartig Taktik trainieren, aber ich denke, für das Hier und Jetzt ist es ganz gut geregelt." Union-Verteidiger Christopher Lenz war froh, "wieder einen richtigen Ball am Fuß zu haben", sagte der Berliner, er habe "die Jungs vermisst. Die Playstation war mein bester Freund".

Kein Bock auf einsamen Waldlauf

Auch Schalke-Trainer David Wagner sah in freudige Gesichter beim Wiedersehen: "Die Fitnesstrainer können sich richtig austoben, und die Jungs haben auch noch Bock dazu. Alles ist besser, als alleine durch den Wald zu laufen." Das Wichtigste sei es, so Nordtveit, "jetzt weiter an unserer Fitness zu arbeiten und bereit zu sein, wenn der Anpfiff wieder ertönt".

Bis wieder Ligaspiele stattfinden, müssen die Profis aber auch an ihrer Technik feilen. "Du brauchst einfach regelmäßig den Ball am Fuß, das habe ich in den ersten Tagen schon gemerkt", sagte Nordtveit: "Die Ballkontrolle war bei mir nie perfekt, aber den Kollegen merkt man auch an, dass sie drei Wochen ohne Ball trainiert hatten."

Jungs im Saft

Die Trainer sehen jede Schwäche. "Niemand kann sich verstecken", sagte Düsseldorfs Coach Uwe Rösler über einen Vorteil des Kleingruppentrainings. Körperliche Probleme hat zumindest Paderborn-Trainer Steffen Baumgart keine ausgemacht: "Die Jungs stehen im Saft."

Für die Wettkampfhärte müsste dennoch nach Ostern das komplette Mannschaftstraining wieder erlaubt sein, ansonsten scheinen Ligaspiele Anfang Mai illusorisch. Dafür bedarf es jedoch der Genehmigungen durch die örtlichen Behörden – und zwar länderübergreifend.

Mit wenigen Ausnahmen hat ein Großteil der Bundesliga-Klubs am Montag das Training wieder aufgenommen. Mit einem Tag Verspätung durfte auch Werder Bremen zurück auf den Platz, nachdem das Ordnungsamt der Hansestadt die dazu erforderliche Genehmigung erteilt hatte. (sid, 9.4.2020)