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Eine bedrohte Art sind Rentiere nicht – dennoch muss die Bestandsentwicklung im Auge behalten werden.
Foto: AP Photo/Malin Moberg

Moskau – In Nordsibirien werden immer häufiger tote Rentiere entdeckt, meldet die Umweltschutzorganisation WWF. Die Zahl der Tiere sei in den vergangenen Jahren massiv zurückgegangen, berichtet Rentier-Experte Sergej Uwarow. Wie groß der Schwund tatsächlich ist, soll eine geplante Zählung im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen ergeben, die zusammen mit Experten der Russischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt wird. In den vergangenen Jahren hatten mehr als 500.000 Rentiere in der Region gelebt.

Über die gefundenen Kadaver sagte Uwarow, dass die Tiere "eindeutig nicht auf natürlichem Weg gestorben" seien. Viele wurden offenbar Opfer von Jägern – so hatten die Behörden in der russischen Teilrepublik Jakutien im Februar mehrere Tonnen Rentierfleisch und Geweihe in einem Lastwagen sichergestellt. Wilderer haben es besonders auf die Geweihe der Tiere abgesehen, obwohl das Absägen der Geweihe bei noch lebenden Tieren unter Strafe steht und Wilderern mehrere Jahre Haft drohen.

Auch die gegenwärtigen Umweltbedingungen setzen den Tieren zu. Im Frühling gab es in der Region ungewöhnlich hohe Temperaturen. Das hat zur Folge, dass sich die Schneedecke durch Aufschmelzen und Wiedergefrieren verfestigt – etwaiger Regen kann diesen Prozess noch verstärken. Die Rentiere können diese Eisschicht kaum aufscharren, um an Nahrung zu gelangen, und sind daher körperlich geschwächt. (red, APA, 9. 4. 2020)