12.000 Schülerinnen und Schüler sollen nun mit Arbeitsgeräten für das Homeschooling ausgestattet werden.

Foto: imago/epd

Wien – Das Bildungsministerium wird insgesamt rund 18,5 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um die Folgen der Corona-Krise für Schülerinnen und Schüler bzw. deren Familien zu mildern. Bereits bekannt war, dass ein Härtefallfonds für Stornokosten mit 13 Millionen Euro dotiert wird, zusätzlich nimmt das Bildungsressort 5,5 Millionen Euro in die Hand, um damit Notebooks und Tablets anzuschaffen, die an 12.000 bedürftige Schülerinnen und Schüler in Bundesschulen bis zum Ende des Schuljahrs verliehen werden, kündigte Minister Heinz Faßmann am Donnerstag an.

Von einer Corona-bedingten Absage betroffen sind rund 7.000 Schulveranstaltungen, zum Beispiel Skikurse, Sprachwochen oder andere Projektwochen. Die Stornokosten dafür sollen den Eltern zu 100 Prozent ersetzt werden, "ohne weitere Bedarfsprüfung", betonte Faßmann. Abgewickelt wird das Ganze vom Österreichischen Austauschdienst (ÖAD), der sich normalerweise mit internationalen Mobilitätsprogrammen beschäftigt, jetzt also "Kapazitäten hat", sagte der Minister.

Nach Ostern sollen alle Schulen über das Abwicklungsverfahren informiert werden, ab 20. April wird es konkrete Informationen geben, und für 27. April sollen, so Faßmann, die Formulare online abrufbar sein. Idealerweise sollten die Schulen Sammelanträge einreichen, empfahl der Minister. Noch bestehende Buchungen für Schulveranstaltungen sollten an den ÖAD weitergereicht werden, der sich um die Stornierung kümmert.

Wachsende Bildungsungleichheit

Das zweite Problem, wie es Faßmann nannte, nimmt sich der Frage der Bildungsungleichheit an, die in so einer Krise natürlich wachse, wie der Bildungsminister schon mehrfach erwähnte. Laut einer Umfrage in den Bildungsdirektionen können derzeit 6,8 Prozent der Schülerinnen und Schüler zwischen 6 und 14 Jahren, die im Homeschooling sein sollten, von ihren Lehrerinnen und Lehrern nicht erreicht werden.

Die Gründe dafür seien vielfältig, sagte Faßmann, einige seien vermutlich gar nicht mehr in Österreich, andere erreiche man wohl wegen kleinerer technischer Probleme nicht, etwa weil nur alte, ungültige E-Mail-Adressen vorliegen. Die größte Gruppe der Nichterreichbaren aber habe schlicht keine digitalen Geräte.

Leihweise und drei verschiedene Betriebssysteme

Ihnen soll nun konkret geholfen werden, indem die Bundesbeschaffungsagentur Notebooks und Tablets für die Bundesschulen (AHS-Unter- und -Oberstufen, BMHS) anschafft und den rund 12.000 Schülerinnen und Schülern (von insgesamt rund 400.000 in den Bundesschulen), die Bedarf dafür haben, leihweise bis zum Ende des Schuljahrs zur Verfügung stellt. Damit könnten die Geräte im Schulsystem auch später weiterverwendet und weitergereicht werden, sagte Faßmann.

Um die technische Abwicklung für die Schulen einigermaßen handhabbar zu machen, setzt das Ministerium – das einen IT-Dienstleister einbinden wird – auf drei Systeme: Microsoft Windows, iOS für Apple und Android. Bis Ende April, Anfang Mai sollen "alle, die es brauchen", ein Leihgerät haben, sagte Faßmann.

Arbeiterkammer Wien unterstützt Lehrlinge mit Laptops

Schon vor der Initiative der Bundesregierung hat übrigens die Arbeiterkammer (AK) Wien eine Aktion zur Unterstützung von Lehrlingen mit Tablets und Laptops gestartet und mit 80.000 Euro dotiert. "Lehrlinge brauchen jetzt dringend Unterstützung, um in der Berufsschule wegen der Corona-Krise nicht den Anschluss zu verlieren", sagte AK-Präsidentin Renate Anderl zu der Aktion. Die AK Wien reagiere damit auf "Hilferufe von Lehrlingen, die daheim keine Möglichkeit haben, übers Internet zu lernen", weil sie keine passenden digitalen Geräte haben.

20 der 21 Wiener Berufsschulen haben Bedarf angemeldet und bekommen finanzielle Unterstützung für den Ankauf solcher Geräte. Jede Schule kauft im Schnitt 10 bis 12 Geräte an, insgesamt werden also bis zu 220 Endgeräte über dieses AK-Programm angeschafft.

Die Schulen besorgen die Geräte für jene Lehrlinge, die sie benötigen, und geben sie dann auch an sie aus. Auch hier werden die Tablets und Laptops an die Lehrlinge verliehen, sind aber im Besitz der jeweiligen Berufsschule, die sie danach an neue Lehrlinge vergeben kann. (Lisa Nimmervoll, 9.4.2020)