Der aktuelle Syrien-Bericht der Internationalen Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) unterscheidet sich grundsätzlich von früheren: Für die Untersuchung von drei Verdachtsfällen in einem nordsyrischen Dorf Ende März 2017 wurde ein Investigativteam aufgestellt, das den Urheber des Chemiewaffeneinsatzes benennen sollte. Frühere Ermittlungen galten nur der Frage, ob es überhaupt einen C-Waffen-Einsatz gegeben habe, etwa in Khan Sheikhoun, Anfang April 2017.

Die Internationale Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW).
Foto: EPA/BART MAAT

Und nun ist es also schwarz auf weiß bestätigt, von einer unabhängigen Organisation, der übrigens auch Syrien angehört: Das syrische Regime hat in Ltamenah Chemiewaffen eingesetzt, Chlorin, aber auch das schreckliche Sarin. In Ltamenah gab es viele Verletzte, aber keine Toten; in Khan Sheikhoun ein paar Tage später wurden hingegen mindestens 86 Menschen durch Sarin getötet.

Damit wäre zwar nicht das Leiden der Betroffenen, jedoch diese Geschichte fast zu Ende erzählt. Aber sie wird uns weiter verfolgen: Drei Jahre später steht die internationale Gemeinschaft vor dem Faktum, dass das Assad-Regime den Krieg gewonnen hat. Russland ist nicht bereit, auf den von ihm erretteten Bashar al-Assad genügend Druck auszuüben, um wenigstens eine mittelfristige Perspektive für dessen Abgang zu schaffen. Und die EU weiß, dass Syrien wieder aufgebaut werden muss, hat aber keinerlei gemeinsame Strategie, wie man mit Assad umgeht. (Gudrun Harrer, 9.4.2020)