Mit "Vorstadtweiber", "Soko Donau" und "Soko Kitzbühel" lieferte der ORF laut Jahresbericht anspruchsvolles Programm im Hauptabend. Im Bild Folge 39 aus 2019: Nina Proll (Nicoletta Pudschedl), Martina Ebm (Caro Melzer), Maria Köstlinger (Waltraud Steinberg).

Foto: ORF/MR/Petro Domenigg

Jahr für Jahr muss der ORF dem Kanzleramt (und in der Folge dem Nationalrat) schriftlich vorlegen, wie er den öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllt hat. Der jüngste Jahresbericht über das Jahr 2019 tut das auf 207 Seiten.

Anspruch im Hauptabend

Anhand zweier Musterwochen zeigt der ORF etwa, wie er die Gesetzesvorgabe erfüllt, dass er "in der Regel" – "jedenfalls in den Hauptabendprogrammen" des Fernsehens – "anspruchsvolle Programme zur Wahl stellen" muss.

2019 verweist der ORF dazu neben "Tatort" und "Thema", "Stöckl live" und "Universum", "Dok 1" und "Talk 1", "Report" und "Mei liabste Weis" etwa auf:

  • Vorstadtweiber – Erklärung für Anspruch: "prominent besetzte österreichische Fernsehserie; Förderung der österreichischen Identität und österreichischen künstlerischen und kreativen Produktion; thematisiert gesellschaftliche Fragen."
  • Soko Donau und Soko Kitzbühel – Erklärung: "Krimiserie mit starkem Österreichbezug; Förderung der österreichischen Identität und der österreichischen künstlerischen und kreativen Produktion; Koproduktion mit ZDF"
  • Dancing Stars – Erklärung: "Aufwendig gestaltete Tanzshow mit österreichischen Stars; fördert das Interesse des Publikums an Tanz und Bewegung."
  • Feuer und Flamme – "Show mit vielen teilnehmenden freiwilligen Feuerwehren aus Österreich; fördert das Interesse und Verständnis des Publikums für die Arbeit von Einsatzkräften und die gesellschaftliche Relevanz dieser Tätigkeit."

355,4 Millionen kommerzielle Einnahmen

Österreichs größter Medienkonzern ORF muss im Jahresbericht aber auch seine kommerziellen Einnahmen offenlegen – aus Werbung etwa, die den Großteil ausmacht, aber auch aus seiner Beteiligung an den Österreichischen Lotterien und deren Beiträgen für Lotto-Bekanntgaben, aus Koproduktionen und Programmverwertung und Smart-Cards.

Der ORF erwirtschaftet 2019 neben rund 640 Millionen Euro aus GIS-Gebühren noch 355,4 Millionen Euro aus kommerziellen Tätigkeiten. Das geht aus seinem Jahresbericht ans Kanzleramt hervor. Ein Höchstwert seit 2015, 2018 erzielte der ORF kommerziell 347 Millionen Euro.

Weniger Werbeumsatz in TV und Online

203,3 Millionen (nach 212,6 anno 2018) kamen aus TV- und Radiowerbung, 16,1 (nach 17) aus Onlinewerbung und 39,3 Millionen (39,6) aus Sonderwerbeformen.

Die ORF-Beteiligung an den Österreichischen Lotterien und die kommerzielle ORF-Sendertochter ORS brachten 17,1 Millionen Ausschüttungen, rund doppelt so viel wie in den Jahren zuvor. 2018 bekam der ORF so 7,9 Millionen, 2017 9,5 Millionen.

Sonderausschüttung der Lotterien

Woher kommt die doch deutliche Steigerung? "Die Stand-alone-Gewinne 2019 resultieren im Wesentlichen aus einer Kapitalübertragung der Tochtergesellschaften des ORF zur Eigenkapitalstärkung der Mutter und stammen aus thesaurierten Gewinnen und andererseits aus einer Sonderausschüttung der Lotterien", erklärt ein ORF-Sprecher auf Anfrage dazu.

Programmbeiträge der Lotterien machte weitere 7,5 Millionen aus. Diese sogenannte mediale Unterstützung zahlen die Lotterien etwa für Lotto-Ziehungen und (auch Zeitungen) für die Bekanntgabe von Lotto-Zahlen.

Beim ORF blieben diese Programmbeiträge der Lotterien überraschend ungerührt vom Ende der Lotterien-Shows im ORF mit Jahresende 2018; die Medienbehörde stellte nach einer Beschwerde aller größeren Privatsender in den wöchentlichen Formaten "Brieflos-Show" und "Bingo" verbotene Produktplatzierung und Kaufaufforderungen fest.

2018 betrug die "mediale Unterstützung" laut ORF-Jahresbericht 7,9 Millionen, 2017 8,2 Millionen Euro. "Die geringe Veränderung der medialen Unterstützung 2019 gegenüber 2018 ergibt sich, da 2019 eine Nachzahlung aus dem Jahr 2018 enthalten ist", erklärt ein ORF-Sprecher.

Mit Smart-Cards nahm der ORF 13,5 Millionen ein, mit Coproduktionen 14,2 Millionen, ein Höchstwert seit 2015. das Radiosymphonieorchester lieferte 2019 Erlöse von 1,8 Millionen, etwa auf dem Niveau der Vorjahre. (fid, 10.4.2020)