Was aber tun, wenn man beim Hamstern im Supermarkt leer ausgegangen ist und quasi in die Röhre geschaut hat?

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Glaubt man der medialen Berichterstattung, so ist die Klopapierfrage eine der wichtigsten Komponenten der Corona-Krise. Was aber tun, wenn man beim Hamstern im Supermarkt leer ausgegangen ist und quasi in die Röhre geschaut hat? Welche Alternativen für den Allerwertesten bieten sich an?

Wie in allen anderen menschlichen Lebens- und Notlagen bietet auch hier die Weltliteratur Rat und Hilfe. In seinem Romanzyklus Gargantua und Pantagruel (anno 1532 ff.), einem der schönsten satirischen Werke aller Zeiten, lässt der französische Schriftsteller und Arzt Rabelais den Riesen Grandgosier von einem jahrelangen Feldzug nach Hause kommen.

Als verantwortungsvoller Vater will sich Grandgosier über die Entwicklungsfortschritte seines Sohnes Gargantua kundig machen, und davon berichtet Rabelais im 13. Kapitel: "Wie Grandgosier die bewunderungswürdigen Anlagen Gargantuas an der Erfindung eines Arschwisches erkannte."

Tatsächlich schildert Gargantua seinem Vater in epischer Breite von seiner Reinlichkeitserziehung und wie er nach einer langen Trial-and-Error-Periode endlich zum besten "Arschwisch" (frz. torche-cul) fand.

Vielzahl von Alternativen

Hier ein kleiner Auszug aus dem, womit sich Gargantua säuberte: Er wischte sich mit einem samtenen Häubchen, einem Halstuch, mit karmesinfarbenen Ohrenklappen ("aber die Scheißgoldperlen, die daran waren, zerkratzten mir den Hintern"), mit einer Pagenmütze, einer kräftigen jungen Märzkatze, mit den Handschuhen der Mutter, mit Königskerze und Lattich, mit Bingelkraut, Pfefferminze und Nesseln, mit Laken, Bettdecken, Vorhängen, Kissen, Teppichen, Handtüchern, Tischtüchern, mit Stroh, Heu, Werg, Kuhhaar, Wolle, Papier, einem Kopftuch, einem Pantoffel, einer Jagdtasche, einem Korb ("aber das war ein miserabler Arschwisch"), einer Henne, einem Hahn, einem Kolkraben, einer Kindermütze einem Lockvogel und vielem, vielem anderen mehr.

Am Ende erkennt Gargantua aber, "dass es keinen besseren Arschwisch gibt als ein recht flaumiges junges Gänslein, wenn man es nämlich so fasst, dass ihm der Kopf zwischen die Beine zu liegen kommt".

Wenn das nächste Mal im Supermarkt beim Zwei-, Drei- und Vierlagigen wieder gähnende Leere herrscht, dann verzagen Sie nicht und lesen Sie Rabelais. Es gibt im Leben immer Alternativen. (Christoph Winder, 11.4.2020)