Medienkünstler SHA. bewohnt mit Familie ein ehemaliges Winzerhaus in Wien-Währing. Im Wohn-Schlaf-Arbeits-Loft wird auch in Nicht-Corona-Zeiten Fußball und Tennis gespielt, gekuschelt und musiziert.

"Ich habe schon als junger Mensch davon geträumt, ein Loft zu haben – also alles Nötige in nur einem Raum. Woher das kommt, weiß ich nicht genau. Wahrscheinlich habe ich einfach mal irgendwo gesehen, dass man auch anders wohnen kann; sich also die vielen Zimmer auf dem Bauernhof einfach wegzudenken.

Das Bett ist auch das "erste Sofa": SHA. mit Ehefrau Magda und Töchterchen Ana May.
Foto: Lisi Specht

Erfüllt worden ist mein Traum aber erst mit der Familiengründung. Seit mittlerweile 17 Jahren wohnen ich und meine Familie als Mieter in diesem mehr als 200 Jahre alten ehemaligen Winzerhaus im 18. Wiener Bezirk. Eingezogen sind damals nur meine Frau Magda und ich, mittlerweile sind die rund 150 Quadratmeter der Lebensraum von sechs Menschen. Es ist also eigentlich wie eine WG. Wir haben drei Söhne im Teenager-Alter, und unsere Tochter kam im Vorjahr zur Welt.

Das Bett steht immer so da wie jetzt – mitten im Raum. Da wird viel gekuschelt, vor allem mit der Kleinen, deshalb ist das fast das zweite Sofa. Oder nein: das erste Sofa. Der große Raum ist aber nicht nur Wohn- und Schlafplatz. Er dient den Burschen auch als Fußball- und Tennisplatz, mit echten Tennisbällen. Derzeit fahren unsere Söhne hier auch stundenlang Achter mit ihren Rollerblades. Grundsätzlich haben die drei aber auch ein eigenes Zimmer, wofür ich schon dankbar bin.

Generell gibt’s in unserem Loft recht wenig Konflikte. Wir haben uns den Raum erwachsen. Wenn wir in der Steiermark sind, feiern die Burschen hier manchmal natürlich Feten. Die feiern dann sozusagen in unserem Schlafzimmer. Ich weiß auch davon, dass die dann alle, Freunde und Freundinnen, hier schlafen. Da sag ich nicht Nein, das gehört halt auch dazu.

Sechs Menschen auf 150 m², "das ist eigentlich wie eine WG", sagt SHA. über die Wohnung in Pötzleinsdorf. Im loftartigen Wohnzimmer wird viel musiziert. "Rap, Trompete, Gitarre, Klavier – da kann’s manchmal laut werden."
Fotos: Lisi Specht

Die Holz-Lehnsessel haben meine Söhne in der Waldorfschule gemacht. Die sind ziemlich gemütlich, muss man sagen. Sehr ,laid-back‘. Ideal zum Musikhören. Wir machen aber auch selbst viel Musik. Rap, Trompete, Gitarre, Klavier – da kann’s manchmal laut werden. Wir haben Gott sei Dank keine unmittelbaren Nachbarn.

Aufgewachsen bin ich auf einem Bauernhof in Hartberg. Der direkte Umzug von dort in den zehnten Wiener Bezirk war kulturell wohl der stärkstmögliche Sprung. Da durfte ich die Dynamik des Reumannplatzes erleben. Nach einem Jahr in Paris kam ich im Heiligenkreuzerhof im ersten Bezirk unter. Das war herrlich. Nicht groß, aber großartige Lage, und sehr ruhig. Und ganz in der Nähe der Alten Post, wo ich jetzt bei der Revitalisierung zum "Lebendigen Haus" mit einem künstlerischen Konzept beauftragt wurde.

Auf dem Bauernhof sind wir jedes zweite oder dritte Wochenende. Jetzt in Corona-Zeiten natürlich weniger. Aber ich habe die Vision, dort auch ein bisschen mehr Kreativkraft hinzuverschieben. Den Kuh-Stall habe ich schon in ein ‚Kunst-All‘ verwandelt, mit gelegentlichen Ausstellungen und Events.

Unser Hauptwohnsitz Pötzleinsdorf ist gut geeignet für uns, weil es eine Mischung aus Stadt und Land ist. Man ist hier schon im Grünen. Aber wenn man in den 41er steigt, ist man in 20 Minuten am Schottentor. Wir haben zwar auch ein Auto, aber für die Stadt brauch ich es nicht, nur für die Fahrten in die Steiermark.

Hier in Pötzleinsdorf, wo man im Schlosspark auch zu Nicht-Corona-Zeiten am Wochenende manchmal nur fünf Menschen trifft, wird nun auch immer mehr verdichtet, aneinandergeklebt. Das ist bei Neubauten spürbar. Auf einem anderen Niveau, aber scheinbar muss auch die gehobene Schicht hier den urbanen Raum besser ausnutzen. Apropos: Unser Wohntraum wäre vielleicht noch eine Erweiterung unserer Wohnräume hier, da ergibt sich vielleicht gerade was. Aber grundsätzlich ist unser Wohntraum erfüllt. Wir sind happy hier, nach wie vor." (14.4.2020)