Am Radl meistert Laura Stigger die Stiegen problemlos. In der Quarantäne wurden sie ihr zu Hause zum Verhängnis.

Foto: Ernst Lorenzi

Laura Stigger in ihrem Element – steile und technisch anspruchsvolle Abfahrten im Crosscountry-Weltcup. 2021 wartet mit den Olympischen Spielen das nächste große Ziel für die Weltmeisterin.

Foto: Ernst Lorenzi
Laura Stigger schickt der STANDARD Tretlager-Community Grüße aus der Heimisolation im Ötztal.
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Haiming – Am Mountainbike ist Laura Stigger eine Klasse für sich. Die fünffache Nachwuchs-Europameisterin hat 2018 aber ebenfalls bewiesen, dass sie auch am Rennrad unschlagbar ist. Sie holte in diesem Jahr die Juniorinnen-Weltmeistertitel sowohl am Mountainbike in der Disziplin Crosscountry als auch bei der Straßenrad-Heim-WM in Innsbruck. Dieser unglaubliche Doppelerfolg brachte ihr den Titel als Österreichs Radsportlerin des Jahres.

Die Gefahren der Homeoffice – Laura Stigger knackste beim Stiegenlauf um. Bänderriss.

Doch auch die Beste kann straucheln. Stigger passierte ausgerechnet in der Heimquarantäne in Tirol ein folgenschweres Fehltritt: "Ein Missgeschick, an dem ich selbst schuld war. Ich bin bei einem Stiegenlauf umgeknickt und hab mir ein Band gerissen. Jetzt muss ich eben geduldig sein, bis das wieder zusammengewachsen ist." Die junge Athletin muss nun also in der Zwangspause zwangspausieren.

Stiggers Bike wurde für die Zeit der Tiroler Ausgangssperre zum Ergometer umgebaut.
Foto: Team Laura Stigger

Stigger versucht aus der Situation das Beste zu machen: "Besonders tragisch ist das alles für mich nicht. Denn ich hätte mich jetzt so und so auf die anstehende Matura am Sport-Borg in Innsbruck vorbereiten müssen. Der Alltag ist also von sehr vielen Lernstunden geprägt." Ende Mai ist der Prüfungstermin. Weil auch in Tirol der Regelunterricht ausfällt, lernt Stigger von zu Hause aus. Daneben, so die Sportlerin, genieße sie im Moment "einfach mal die Zeit mit meiner Familie".

Trainiert wird im elterlichen Garten in Haiming.
Foto: Team Laura Stigger

Das Training in der freien Natur fehle ihr sehr: "Das Mountainbiken ist mein Leben!" Bei einer ihrer letzten Ausfahrten vor dem Treppen-Missgeschick musste Stigger aber bereits Bekanntschaft mit den strengen Tiroler Quarantäneregeln machen: "Damals war noch niemandem klar, ob jetzt noch gefahren werden darf oder nicht, da es auch noch nicht die später verordnete Vollquarantäne gab. Ich und mein Bruder Lars wollten auf einer Bergstrecke ein Intervalltraining machen, wurden dann aber von der Polizei gestoppt." Die Stigger-Geschwister mussten unverrichteter Dinge den Heimweg antreten, blieben aber von einer Strafe verschont.

Pauken statt Biken – Ende Mai muss Laura Stigger die Maturaprüfung am Sport-Borg in Innsbruck ablegen.
Foto: Team Laura Stigger

Danach trainierte die Zukunftshoffnung des heimischen Radpsorts zu Hause auf dem Ergometer oder dem Rollentrainer. "Aber das kann die freie Natur einfach nie und nimmer ersetzen, dementsprechend macht's natürlich keinen Spaß." Stigger hofft, dass sich die Situation bald wieder so weit bessert, dass zumindest normales Training am Berg möglich wird. Neben der Natur vermisst sie nämlich auch die Rennen sehr, wie sie sagt.

Zeit haben wir ja im Moment mehr als genug. Daher hier noch einmal Laura Stiggers triumphale Fahrt zu WM-Gold in Innsbruck 2018. Wer direkt den Zielsprint sehen will: 2:11:00.
UCI

Und 2021 steht das nächste, ganz große Ziel an: die olympischen Sommerspiele in Japan. Stigger, die zuletzt im U23-Weltcup startet und nun in der Elite-Klasse fährt (in der es bisher allerdings erst ein Rennen ab), hofft, dabei sein zu können: "Wenn es nach mir geht, natürlich!" Aber diese Entscheidung liege nicht bei ihr, sondern beim Österreichischen Radsportverband (ÖRV) und beim Nationalen Olympischen Komitee. "Der ÖRV wird nun halt für 2021 eine Qualifikation ausrufen, wie es auch schon heuer der Fall gewesen wäre", glaubt Stigger. Nach der bestandenen Matura und dem wieder geheilten Knöchel wird mit der Tirolerin auf jeden Fall zu rechnen sein. (Steffen Arora, 12.4.2020)