Wegen der Corona-Maßnahmen wird viel weniger eingekauft, der wirtschaftliche Schaden ist groß.

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Wien – Die Geschäftsschließungen infolge der Coronavirus-Epidemie setzen sämtlichen Betrieben immens zu. Allein der Handel verliert täglich Umsätze zwischen 79 und 113 Millionen Euro brutto, wie die Badener Beratungsgesellschaft Standort + Markt gemeinsam mit der Linzer Johannes-Kepler-Universität in einer Studie errechnete. Pro Monat sind das – bei 26 Öffnungstagen – zwei bis 2,9 Milliarden Euro.

Der gesamte stationäre Einzelhandel verliert der Untersuchung zufolge pro Shutdown-Tag zumindest 46,4 Prozent seines täglichen Umsatzes. Den mit 66,8 Prozent stärksten Umsatzverlust gebe es dabei in den "Citys", gefolgt von den Einkaufszentren mit täglich im Schnitt 65,2 Prozent weniger Verkaufserlösen.

160 Millionen Schaden täglich

Auch die Gastronomie und sehr viele konsumnahe Dienstleistungsbetriebe sind von den massiven Einschränkungen betroffen. Die Umsätze der heimischen Gastronomie betrugen 2018 den Angaben zufolge rund elf Milliarden Euro netto und könnten zwischenzeitlich 11,5 Milliarden Euro (2019) erreicht haben. Allein im Bereich Gastro liege "der wahrscheinliche Netto-Umsatzentgang" damit – bei 300 Öffnungstagen – bei täglich 38,3 Millionen Euro. Unter Anwendung eines Mehrwertsteuer-Mischsatzes von 15 Prozent wären das rund 44 Millionen Euro brutto.

Ohne konsumnahe Dienstleistungsbetriebe wie etwa Friseure, Fitnesscenter, Kosmetiksalons, et cetera liegt das wahre Ausmaß des Umsatzrückganges im Zuge eines Shutdown-Tages in den österreichischen "Shopping-Places" bei rund 160 Millionen Euro. In einem Monat wären das dann vier Milliarden Euro.

Frequenzeinbrüche von 90 Prozent

Generell erlitten Standorte mit vormals extrem weitläufigen Einzugsgebieten und entsprechend hoher Passantenfrequenz wie etwa die Wiener Mariahilfer Straße oder die Grazer Herrengasse Frequenzeinbrüche von über 90 Prozent. Ehemalige Topstandorte mit üppigen Einzugsgebieten würden derzeit zu Nahversorgungsstandorten degradiert. "Das Fatale dabei ist, dass die Kosten just dieser Topstandorte erheblich sind", heißt es bei Standort + Markt.

Dabei gehe unweigerlich eine gewaltige Schwere auf: Niedrigste Umsätze bei sehr stolzen Standortkosten, dazu natürlich Personalkosten und möglicherweise höhere Abschreibungen durch größeren Verderb. "Wir gehen davon aus, dass primär Großformate für den Wocheneinkauf und Lebensmitteldiskonter vom neuen räumlichen Käuferverhalten profitieren", heißt es in der Studie. Vormals frequenzumspülte Standorte trockneten derzeit aus, die Umsätze verteilten sich nicht wie zuvor. Innenstädte könnten damit noch stärker unter Druck sein als es ohnehin heute schon im Zahlenwerk ersichtlich ist.

"Brandbeschleuniger"

Die Corona-Krise sei "ein Brandbeschleuniger in der ohnedies schon angespannten Handelssituation". Solide Betriebe mit ausreichend Cash würden in der Reboot-Phase erhebliche Mittel für Marketing, Übernahme der besten Standorte ehemaliger, in Konkurs gegangener Konkurrenten sowie für den Umbau und die Digitalisierung der eigenen Geschäfte einsetzen. Inwieweit sich in dieser Situation kleine Handelsbetriebe behaupten können, wird sich weisen. "Klein", "wirtschaftlich solide" und "wendig" könnte so manchen Tanker mit den Attributen "groß", "angeschlagen", "träge" schlagen, glaubt der Unternehmensberater. Die Dauer der Krise habe jedenfalls mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit direkten Einfluss auf die Zahl und Vielfalt der zukünftig am Markt agierenden stationären Händler.

Die Shopflächen-Datenbank des Unternehmensberaters bildet den Angaben zufolge 79,8 Prozent der gesamten Geschäfte im stationären Einzelhandel ab. Da kleinere, dem Ladeneinzelhandel zuzuordnende Betriebe in Streulage nicht in den Erhebungen berücksichtigt sind, seien für diese Schätzungen vorgenommen worden. (APA, 10.4.2020)