Andreas Mölzer, Mitherausgeber von "Zur Zeit", darf sich über Corona-Soforthilfe freuen.

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Geschichtsrevisionismus mit Bezug auf Adolf Hitler ("Er war rundum von gierigen Mächten eingekesselt"), Rassismus (Afrikaner als "Bestien") sowie Aufrufe, den ORF "zu säubern": In seiner 23-jährigen Geschichte hat die FPÖ-nahe "Zur Zeit" regelmäßig für Skandale gesorgt. Auch in der Corona-Krise bedient sich das rechtsextreme Blatt verschwörungstheoretischer Narrative, die rassistische und antisemitische Elemente aufweisen. All das hält die türkis-grüne Bundesregierung jedoch nicht davon ab, "Zur Zeit" zu fördern: Rund 66.000 Euro sollen dem Rechtsaußen-Blatt aus der Corona-Sonderhilfe zugutekommen – nur knapp weniger als dem Nachrichtenmagazin "News" mit rund 75.000 Euro und deutlich mehr als dem renommierten Wirtschaftsmagazin "Trend" mit 42.000 Euro.

"Biologische Kriegführung"

Wer einen Blick auf die Webseite der Zeitschrift wagt, bekommt dort Einblicke in das "Reaktionäre Tagebuch". Darin schreibt ein anonymisierter Autor von einer "Form der biologischen Kriegführung" in Bezug auf das Coronavirus. Fakt sei, dass in Italien "die islamistischen Anschläge von 2004 eine linke Regierung an die Macht spülten, welche die Homoehe und Ähnliches einführte". Das Coronavirus – im Text stets als "China-Virus" bezeichnet – sei 2020 "durch die links-feministischen Aufmärsche am Internationalen Frauentag verbreitet worden".

Schuld am Virus würden "die KP China sowie die EU" tragen, zwei Institutionen des Totalitarismus. "Dasselbe Ungeheuer gebar Hitler und Stalin, die einander aufs Blut bekämpften", heißt es in dem wirren Text.

"Asyl-Einwanderung"

Ein anderer Artikel will nachweisen, dass die Corona-Krise genutzt würde, um die "Asyl-Einwanderung in die EU in Gang zu bringen". Die antifaschistische Plattform Stoppt die Rechten weist darauf hin, dass der "Zur Zeit"-Autor hier auch antisemitische Narrative bedient, indem er wieder einmal George Soros erwähnt. Es werde der Eindruck geschaffen, "wonach strippenziehende Juden den "Volkskörper" (also die "demografische Zusammensetzung") qua gesteuerter Migration zersetzen würden", analysiert Stoppt die Rechten.

Corona und "Ausländer"

"Zur Zeit" wird vom ehemaligen FPÖ-Abgeordneten Andreas Mölzer herausgegeben, in der aktuellen Ausgabe wurde ein Text des FPÖ-Vizeobmanns Manfred Haimbuchner abgedruckt. Die Zeitschrift befindet sich im Gleichklang mit anderen rechtsextremen Akteuren, wie eine Übersicht des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (DÖW) zeigt. So wird auch in der Corona-Krise ein Fokus auf Agitation gegen Flüchtlinge und Migranten gelegt, schreibt das DÖW. Sichtbar wird das zum Beispiel in einem Tweet des Wiener FPÖ-Chefs Dominik Nepp, der schreibt: "Wenn die Staatsgewalt im letzten Jahr beim Abschieben Illegaler auch so rigoros gewesen wäre wie jetzt beim Corona-Kontrollieren, dann hätten wir 100.000 Mindestsicherungsbezieher weniger …"

Als positiv sehen Rechtsextreme und Neonazis, dass der Zusammenhalt in der Familie gestärkt werde und die "Globalisierung" als Problemfeld erkannt wird. Über Hilfsangebote wie Einkaufsangebote versuchen Neonazis in Deutschland bereits, Sympathisanten zu gewinnen. Das berichtet der "Störungsmelder" der deutschen "Zeit". Auch in Österreich sind derartige Initiativen zu beobachten: Das "Aula"-Nachfolgemagazin "Freilich" sucht etwa nach "Erntehelfern", organisiert wird das von der Burschenschaft Marko-Germania. (Fabian Schmid, 11.4.2020)