Der Radius ist begrenzt. Ist er schon seit einer ganzen Weile. Die Ausgehbeschränkungen, die andere von einem Tag auf den anderen erwischten, sind bei mir seit Monaten Realität. Ich sage nur: die Bandscheibe! Erst zwickte sie, dann stach sie, und irgendwann wurde sie zu einem täglichen (und nächtlichen) Begleiter. Drei Stunden im Theater sitzen? Daran erinnerte sich auch die Bandscheibe tagelang. Sich mit Freunden zum Essen treffen? Nur wenn es Stehtische gab. Auf die Physio folgte die Kur folgte die OP.

Am ersten Tag, den ich wieder in der Redaktion verbrachte, wurden alle Theater und Konzerthäuser geschlossen. Am vierten Tag fand ich mich wieder in den eigenen vier Wänden ein. Da kannte ich mich mittlerweile schon ziemlich gut aus. Der Krankenstand hieß zwar jetzt Quarantäne, ansonsten hatte sich aber nicht viel geändert. Wobei: Die Bücher waren sonderbarerweise geordnet, die Schubladen sortiert und das Abstellkammerl ausgeräumt. Ach ja, damit hatte ich mir schon die vielen Wochen vorher die Zeit vertrieben.

Was also jetzt?

Auch Philosophen sitzen dieser Tage zu Hause: Tröstlich, dass sich die Herren Žižek und Co so ihre Gedanken machen.
Foto: Hilpold

Von Slavoj Žižek gab es vor einigen Tagen die schöne Beobachtung, dass es für Leute, die schon bisher viel Zeit zu Hause verbrachten, umso schwerer ist, plötzlich daheim sein zu müssen. Seine Erklärung für diese paradoxe Situation: Wenn man selbst in diesem Ausnahmezustand keine Veränderungen an seinem Leben vornehmen muss, dann kann einem ganz schön mulmig werden.

Okay, Žižeks Worte waren andere, ein Verweis auf Lacan geht sich beim Philosophen aus Ljubljana immer aus. Damit kann der Redakteur aus Wien nicht dienen. Dennoch ist es schön, mit den großen Denkern eine Erfahrung zu teilen. (Stephan Hilpold, 11.04.2020)