JPMorgan wird als eine der ersten großen US-Banken über die vergangenen Monate berichten. Dass die Gewinne weiter in den Himmel wachsen, wird wegen der Corona-Krise nicht erwartet.

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Die Börsen haben in den vergangenen Wochen eine heftige Berg-und-Tal-Fahrt gezeigt. Mit den ersten Hoffnungsschimmern in der Corona-Pandemie scheint an den Finanzmärkten wieder mehr Ruhe eingekehrt zu sein. Vorerst zumindest. Denn nach Ostern beginnt in den USA die Berichtsaison. Dann wird sich zeigen, wie die wichtigsten US-Unternehmen durch das erste Quartal gekommen sind und was sie für die nächsten Monate erwarten.

Die großen Banken machen den Anfang: JPMorgan Chase, Wells Fargo, Bank of America, die Citigroup und Goldman Sachs. Der Markt wird besonders darauf achten, was die Institute zum Thema Kreditausfälle – besonders im Bereich Hypotheken – und zu sinkenden Zinsmargen aufgrund der weiter gelockerten Geldpolitik bekanntgeben werden. Zudem wird auf Aussagen zu Dividenden und Bonuszahlungen gewartet. Das Handelsergebnis – es profitiert vom Kauf- und Verkaufsaufträgen für Wertpapiere – könnte ein kleiner Hoffnungsschimmer sein.

Bangen und hoffen

Im Vorjahr haben die US-Banken kumulativ 195 Milliarden US-Doller verdient. In einem Worst-Case-Szenario der "Financial Times" könnten die Institute heuer 15 Milliarden Dollar verlieren. Die Hoffnung für den Sektor ruht aber darin, dass die Regulatoren die Banken nach der Finanzkrise dazu angehalten haben, ihre Bilanzen zu verbessern und sich besser aufzustellen. Das könnte den Häusern durch schwierigere Zeiten helfen, selbst wenn es zu einer Rezession in Amerika kommen sollte. Durch die rasch geschnürten Hilfspakete für Unternehmen sollten die Folgen für die Banken nicht so extrem ausfallen wie in der Finanzkrise.

Gespannt werden Investoren auch auf die Ergebnisse von Johnson & Johnson blicken. Der US-Pharma- und -Konsumgüterhersteller hat erst Ende März bekanntgegeben, mit der Biomedical Advanced Research and Development Authority mehr als eine Milliarde US-Dollar in die Erforschung und Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffes zu investieren. Das Unternehmen geht davon aus, spätestens im September klinische Studien der Phase 1 zum Testen dieses Wirkstoffkandidaten an menschlichen Probanden einleiten zu können.

Out of fashion

Die Modebranche leidet hingegen besonders stark. Hier wird üblicherweise mit den Erlösen einer Saison die Ware für die nächste gekauft. Die heurige Frühjahr/Sommer-Kollektion fällt aber fast zur Gänze aus. Selbst mit Rabattschlachten bleibt ein Verlust. Probleme mit der Neuware könnte es auch wegen unterbrochener Lieferketten geben . Viele Produktionen sind noch geschlossen.

Zudem überdenken US-Bürger nun auch ihre Konsumausgaben. Das zeigte sich zuletzt bereits im Verbrauchervertrauen, das in den USA im März auf den niedrigsten Stand seit Juni 2017 gefallen ist. Der Dollar hat zugelegt. Für den internationalen Absatz der Unternehmen ist das schlecht.

Am besten aufgestellt sind in der Modebranche freilich auch jene Unternehmen, die über gute Rücklagen verfügen und eine Dürreperiode aushalten können. Dazu zählen etwa Levi’s, Lululemon (Sport- und Yoga-Bekleidung) oder auch Urban Outfitters. Erwartet wird, dass schwächere Player wohl verschwinden werden. Große Player wie etwa Nike haben zudem das Problem, dass sie große Sportveranstaltungen sponsern, die jetzt ausfallen. Die Kosten hat das Unternehmen aber trotzdem.

Für Spannung an den Märkten ist damit gesorgt. Zur Einordnung: Im ersten Quartal verlor der breit gefächerte US-Index S&P 500 8,1 Prozent. "Für das zweite Quartal gehen die Erwartungen der Analysten derzeit von minus 20 Prozent aus", sagt Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin Private Banking der Bank Austria. Die Talsohle dürfte an den Börsen also noch nicht erreicht sein.

Überraschungen

Es gibt aber auch Überraschungen. So haben Homeoffice, die Nachfrage nach Chips auch in der Corona-Krise, der Bedarf an Smartphones, Computer und Fernseher dem südkoreanischen Elektronikriesen Samsung für das erste Quartal einen höheren Gewinn eingebracht als erwartet. "Technologieriesen beweisen damit einmal mehr ihre Dominanz in der Krise", sagt Rosen-Philipp. (Bettina Pfluger, 11.4.2020)