Künftige Generationen von Googles Pixel-Smartphones könnten mit in Kooperation mit Samsung entwickelten Prozessoren ausgestattet sein.

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Google mag ein riesiger Konzern sein, im Hardwaregeschäft ist das Unternehmen aber noch eine vergleichsweise kleine Nummer. Dies will die im kalifornischen Mountain View ansässige Firma aber ändern, und das bedeutet auch, dass man immer mehr der genutzten Hardware selbst entwickeln will. So stecken etwa in der aktuellsten Smartphone-Generation von Google – dem Pixel 4 – bereits zahlreiche Chips von Google selbst, und wenn man einem aktuellen Bericht glaubt, dürfte sich dieser Anteil in Zukunft noch weiter erhöhen.

Kooperation

Samsung und Google sollen gemeinsam an neuen Prozessoren arbeiten, berichtet Sammobile in Berufung auf taiwanesische Quellen. Der neue Chipsatz soll dabei in Samsungs 5nm-LPE-Prozess gefertigt werden, und eine Art Mischung aus Samsung und Google-Komponenten darstellen. Konkret ist von einem Achtkern-Exynos-Chip die Rede, der aus zwei Cortex-A78-Kernen, zwei Cortex-A76-Kernen und vier Cortex-A55-Kernen besteht. Im Gegensatz zu aktuellen Exynos-Prozessoren handelt es sich dabei um Kerne direkt von ARM selbst statt der Eigenentwicklung Mongoose, die Samsung zuletzt verwendet hat. Schon vor einigen Wochen war zu hören, dass Samsung für künftige Chips generell keine eigenen Cores mehr designen will, nachdem diese immer wieder für ihre Performance- und Akkuverbrauchsdefizite in der Kritik standen.

Als Grafikchip soll eine bislang unveröffentlichte Mali MP20 GPU zum Einsatz kommen, die auf einer neuen "Borr" genannten Mikroarchitektur basiert. Von Google werden nicht zuletzt der Image Signal Processor (ISP) sowie ein KI-Beschleuniger beigetragen – beides Dinge, die Google bisher schon extern in seinen Pixel-Smartphones verbaut. Eine fixe Integration könnte aber sowohl Platz- als auch Stromverbrauch weiter reduzieren.

Vorgeschichte

Dass Google seine Ambitionen in der Prozessorentwicklung ausbaut, hat sich bereits in den vergangenen Monaten abgezeichnet. Hat das Unternehmen doch zahlreiche Chipdesigner von Branchengrößen wie Qualcomm, Intel oder auch Nvidia abgeworben. Eine Kooperation mit Samsung könnte hier der nächste Schritt in Richtung eigener Prozessoren sein.

Die Gründe für solch ein Engagement sind mannigfaltig: Einerseits könnte man auf diese Weise eine stärkere Kontrolle über die Entwicklungsrichtung ausüben, und dadurch die Hardware gezielt auf die Software sowie andere Komponenten abstimmen. Zudem würde man damit auch die die Entwicklung der zugehörigen Treiber selbst übernehmen, womit man die eigenen Geräten länger supporten könnte als es in der aktuellen Partnerschaft mit Qualcomm der Fall ist. Und nicht zuletzt lassen sich mit solch einem Schritt auch – langfristig – die Kosten für eigene Smartphones senken.

Spekulationen

Offen bleibt bei all dem, wofür Google diese Chips verwenden will. Die logische Wahl wäre dabei eine neue Generation der Pixel-Smartphones, aber auch der Einsatz in Chromebooks wäre denkbar. Auch ob erste Geräte mit solch einem Prozessor noch heuer auf den Markt kommen werden, lässt der Bereich offen. Für das kommende Pixel 5 war zuletzt jedenfalls noch von der Nutzung eines Qualcomm Snapdragon 765G die Rede – und damit übrigens eines Chips der oberen Mittelklasse statt des bisherigen High-End-Fokus. (Andreas Proschofsky, 12.04.2020)