Bild nicht mehr verfügbar.

Anthony Fauci kritisiert den Präsidenten, dieser droht implizit mit der Entlassung seines wichtigsten medizinischen Beraters.

Foto: AP / Harnik

Der wichtigste medizinische Berater von US-Präsident Donald Trump in der Corona-Pandemie, der Virologe Anthony Fauci, hat einen Bericht bestätigt, wonach die USA zu spät auf die Viruskrise reagierten. Es hätten Leben gerettet werden können, wenn öffentliche Einrichtungen früher geschlossen worden wären, sagte Fauci am Sonntag dem Sender CNN. Die "New York Times" hatten zuvor berichtet, der Präsident habe langsam gehandelt, weil er sich zum einen auf sein Bauchgefühl verlassen und zum anderen den Staatsbediensteten misstraut habe.

Fauci, der bereits sechs US-Präsidenten in Folge beriet, sagte CNN, es habe anfangs großen Widerstand gegeben, das öffentliche Leben herunterzufahren. Den Präsidenten nannte er dabei aber nicht namentlich. Er sagte zudem, er hoffe, dass die US-Wahlen wie geplant via persönliche Stimmabgabe in den Wahllokalen stattfinden könnten – garantieren könne er dies aber nicht.

Trump selbst verurteilte den Zeitungsartikel am Sonntagabend als "Fake-News". Der Bericht sei "ein Fake, genau wie die 'Zeitung' selbst", schrieb der Präsident im Kurzbotschaftendienst Twitter. Er verwies auf den von ihm früh verhängten Reisebann gegen China, lange bevor andere Länder dies getan hätten. Dennoch sei er dafür kritisiert worden. Trump warf den Medien zudem "Korruption" vor, führte aber nicht aus, worin diese bestehen sollte.

Zudem postete Trump ein Interview mit Fauci, in dem dieser sagte, die USA hätten "zu Beginn der Krise keine korrekten Informationen erhalten". Er gab in Form eines Retweets außerdem ein Posting wieder, in dem die Entlassung Faucis gefordert wird.

Ranghohe Berater des Präsidenten hatten den Medienberichten zufolge bereits Ende Jänner vor einer Coronavirus-Pandemie gewarnt, in deren Folge hunderttausende Amerikaner ums Leben kommen könnten. Unter den Warnern war auch Trumps enger Wirtschaftsberater Peter Navarro, der als Architekt des Handelskrieges gegen Peking gilt.

Trump selbst beteuerte noch bis Anfang März öffentlich, das Virus sei für die USA kein Grund zur Sorge. Es sei nicht schlimmer als die Grippe und würde im April "wie magisch" verschwinden. Zudem würden die Fallzahlen in Kürze ohnehin "gegen null" gehen. Zuvor hatte er die Warnungen zudem einen Wahlkampfschwindel der Demokraten genannt.

Warnungen schon im November

Der TV-Sender ABC hatte schon vor einigen Tagen berichtet, US-Geheimdienste hätten bereits im November vor einer neuen Krankheit und einer möglichen Pandemie gewarnt. Trump selbst sei spätestens Mitte Jänner über diese Möglichkeit informiert worden. Der US-Präsident betont seit Mitte März immer wieder, niemand habe den Infektionswelle kommen sehen oder sie voraussagen können.

In den USA sind bereits mehr als 22.000 Menschen an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben. Damit verzeichnen die USA die meisten Covid-19-Opfer weltweit.

Diskussionen über Wiedereröffnung

Das öffentliche Leben in den USA steht wegen der Krise in weiten Teilen still, was der Wirtschaft extrem zu schaffen macht. Ursprünglich hatte Trump eine Rückkehr zur Normalität schon für diese Tage, zu Ostern, in Aussicht gestellt. Aber dann traf die Covid-19-Pandemie die USA mit voller Wucht. Trump will dennoch die US-Wirtschaft rasch wieder zum Laufen bringen und voraussichtlich am Dienstag ein Expertengremium vorstellen, das über den Zeitplan für eine Lockerung der geltenden Beschränkungen beraten soll.

Virologen und die demokratischen Gouverneure der besonders betroffenen Staaten New York und New Jersey plädieren allerdings dafür, nicht voreilig zu reagieren und so eine zweite Welle des Virus zu riskieren. Eine Öffnung sei nur schrittweise möglich – und nur dann, wenn die US-Testkapazitäten ausgebaut würden. (APA, mesc, 13.4.2020)