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Kim Yo-jong sitzt wieder im Führungsgremium.

Foto: Jorge Silva/Pool Photo via AP

Eines steht fest: Kim Yo-jong, die jüngere Schwester des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un, legt eine steile Karriere im Regime ihres Bruders hin. Und das, obwohl sie eine Frau ist und Nordkorea nicht gerade ein Hort der feministischen Rechte ist. Erst vor kurzem wurde sie wieder zum stellvertretenden Mitglied des Politbüros ernannt – dem höchsten Gremium der machthabenden Partei im kommunistischen Staat. Das berichtet die staatliche Nachrichtenagentur KCNA.

Und damit endet schon, was sonst noch über die Frau feststeht. Denn in ihrem Lebenslauf finden sich zahlreiche Konjunktive. So soll sie am 26. September 1987 oder 1988 geboren worden sein und das jüngste der Kinder des ehemaligen Diktators Kim Jong-il sein. Ihre Mutter war dessen Mätresse Ko Yong-hui, eine koreanische Tänzerin, die drei der wahrscheinlich sechs Kim-Geschwister zur Welt gebracht hat.

Vom Staatsgründer abgeschirmt

Ende der 1990er-Jahre wurde Kim Yo-jong zu ihren beiden älteren Brüdern in eine private Schule in der Schweizer Hauptstadt Bern geschickt. Als sie später nach Nordkorea zurückkehrte, verlaufen sich die Informationen wieder. So soll sie an der Militäruniversität studiert und auch einen Abschluss in Informatik haben. Laut Expertenmeinungen wurden die drei jüngsten Kim-Kinder so weit wie möglich durch ihren Vater von ihrem Großvater, Staatsgründer Kim Il-Sung, abgeschirmt.

Das erste Mal sah man das Gesicht Kim Yo-jongs 2010, als sie bei der Parteikonferenz neben der Privatsekretärin ihres Vaters stand. Während der Begräbnisfeier nach dessen Tod war sie oft nah an der Seite ihres Bruders – obwohl sie keine offiziellen Aufgaben innehatte. Das mehrte die Spekulationen um ihre Rolle im Regime. Sie soll im Oktober 2014 sogar zwischenzeitlich die Diktatur geführt haben, als Kim Jong-un in ärztlicher Behandlung war.

Auf jeden Fall ist sie mittlerweile die oberste Propagandaverantwortliche des Landes und war auch das erste Familienmitglied der Kims, das seit dem Koreakrieg Anfang der 1950er-Jahre im Süden war: bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang. Auch bei den Treffen ihres Bruders mit dem US-Präsidenten war sie mit dabei und reichte Kim Jong-un sogar Kugelschreiber und Handschuhe. Als vor einem Jahr der Gipfel in Vietnam platzte, wurde sie aus dem Politbüro entfernt. Doch das währte nicht lang, denn nun ist sie offenbar zurück. (Bianca Blei, 13.4.2020)