Schwarze Menschen werden in China als Träger des Virus diskreditiert, die Behörden gingen mit Zwangstests und Hausarrest gegen sie vor.

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Die Erklärung, die die Gruppe afrikanischer Botschafter in Peking am 10. April dem chinesischen Außenminister überreichte, liest sich eindringlich: Darin wird einerseits die alte Freundschaft zwischen China und afrikanischen Staaten beschworen. Allerdings weisen die Botschafter auch deutlich auf die Ungleichbehandlung ihrer Landsleute in China hin. "Die Gruppe afrikanischer Botschafter in Peking fordert eine sofortige Beendigung von Zwangstests, Zwangsquarantäne und anderer unmenschlicher Behandlung von Afrikanern in Guangdong und im übrigen China."

Nachdem in der südchinesischen Stadt Guangzhou, der Hauptstadt der Provinz Guangdong, einige Covid-19-Infektionen in der afrikanischen Community aufgetreten waren, waren die chinesischen Behörden seit Mitte vergangener Woche radikal vorgegangen: Afrikaner, darunter zahlreiche Austauschstudenten, wurden mitten in der Nacht aus ihren Wohnungen und Hotels geholt und einem Covid-19-Test unterzogen. Selbst diejenigen mit negativem Testergebnis wurden in eine 14-tägige Zwangsquarantäne gesteckt.

Rassistische Motivation

Für Kritik sorgte nicht nur das rabiate Vorgehen der Behörden – sondern vor allem die Ungleichbehandlung. Während chinesische Studierende von den Maßnahmen nicht betroffen waren, unterzog man ausschließlich ihre afrikanischen Kommilitonen einem Zwangstest. Selbst mit Chinesinnen verheiratete Afrikaner wurden von ihren Familien getrennt und in Zwangsquarantäne gesteckt.

Viele Hotels und Restaurants weigerten sich in der Folge, Afrikaner zu beherbergen und zu bewirten. Daher mussten viele Betroffene tagelang auf der Straße übernachten. Auch in einer McDonald’s-Filiale soll Afrikanern den Zutritt verweigert worden sein.

Guangzhou beherbergt die größte afrikanische Community innerhalb Chinas. Im Jahr 2012 lebten dort Schätzungen zufolge noch rund 100.000 Afrikaner. Als die Regierung in Peking 2014 einen Ebola-Ausbruch befürchtete, ging man gegen Einwanderer vor. Offiziell leben in Guangzhou heute noch rund 10.000 Afrikanerinnen und Afrikaner. Die meisten von ihnen stammen aus Nigeria und Mali.

China will Methoden verbessern

Auf Weibo, dem chinesischen Kurznachrichtendienst, heizte sich die rassistische Stimmung auf, viele forderten die Ausweisung der Afrikaner. Von Chinas Außenministerium hieß es zunächst, es gebe keine Ungleichbehandlung: "Das Leben und die Gesundheit ausländischer Staatsbürger in China sei von großer Bedeutung für die Regierung".

Die Behörden von Guangdong lehnten alle "rassistischen und diskriminierenden" Kommentare ab, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Zhao Lijian. Die von afrikanischen Ländern vorgebrachten Sorgen würden aber sehr ernst genommen werden. Sie arbeiteten an einer Verbesserung ihrer Methoden im Kampf gegen die Pandemie, so der Sprecher weiter.

Infizierte Reisende

Seit einigen Wochen häufen sich die Berichte über rassistische Übergriffe und die Diskriminierung von Ausländern in China. Auch westliche Ausländer sind davon immer wieder betroffen, wenn auch in abgeschwächter Form.

Das liegt auch am Narrativ der Regierung in Peking: An Neuinfektionen seien nun vor allem Ausländer schuld, die das Virus aus anderen Ländern nach China bringen würden. Richtig ist, dass die überwiegende Zahl der Neuinfektionen der vergangenen Wochen von Reisenden stammte. Diese waren aber in erster Linie chinesische Staatsbürger, die nach China zurückkehrten. So waren in der Elf-Millionen-Stadt Guangzhou am Sonntag 119 importierte Infektionen gemeldet worden, 25 der Infizierten hatten eine ausländische Staatsbürgerschaft. (Philipp Mattheis, 13.4.2020)