"Square Enix"
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Final Fantasy 7 kam am 31. Jänner 1997 auf den Markt. An meinem ersten Geburtstag also. Meine erste eigene Konsole war der Nintendo Gamecube, davor habe ich nur auf dem Nintendo 64 meines Bruders gespielt. Eine Playstation 1 gab es in unserem Haus nicht. Sie merken schon, wohin das führt.

Ich habe Final Fantasy 7 nie gespielt. Keine Minute. Ich weiß, das ist ein Frevel. Generell hat das Final Fantasy-Franchise bisher nie wirklich auf mich gewirkt. Der einzige Teil, den ich angespielt habe, war 13, und das war keine schöne Erfahrung. Trotzdem weiß ich aus diversen Artikeln und Podcasts um die Bedeutung des siebenten Teils. Vor dem ersten Anspielen war also Demut da, keine wirkliche Erwartung, aber doch Vorfreude, endlich einmal das zu erleben, was ich bisher immer nur vorgeschwärmt bekommen habe.

Die Story sollte hinlänglich bekannt sein, und doch ist sie heute wahrscheinlich aktueller denn je. Ex-Soldat und Neu-Söldner Cloud Strife hat sich von seinem tyrannischen Arbeitgeber Shinra gelöst und sich der Öko-Terroristenbande Avalanche angeschlossen. Die planen Anschläge auf die Mako-Reaktoren, die die spirituelle Energie des Planeten aussaugen. Das sollte fürs Erste reichen, immerhin ist das Remake nur der erste Teil einer Reihe und dreht sich um den Midgar-Abschnitt des Originals. Da wird also noch einiges kommen.

Anders ist derweil das Kampfsystem. Zwar lässt sich auch das klassische System von 1997 einstellen (die Active-Time-Battle-Leiste füllt sich mit der Zeit auf und ermöglicht einem Angriffe, Zaubersprüche oder Spezialfähigkeiten auszulösen), die neue Art zu kämpfen ist jedoch weitaus dynamischer. In Echtzeit steuert ihr ein Mitglied eurer Gruppe und habt die Möglichkeit, mit zwei Tasten Button-Mashing vor dem Herrn zu betreiben, um die ATB-Leiste zu füllen. Wollt ihr einen Zauber oder eine Spezialfähigkeit ablassen, verlangsamt ihr das Geschehen drastisch mit dem Druck auf die X-Taste und wählt aus einem Menü das aus, was ihr abfeuern wollt. Die Charaktere lassen sich dabei beliebig durchwechseln.

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Was ist gelungen?

Bleiben wir gleich beim Kampfsystem. Das funktioniert hervorragend und macht richtig Laune. Cloud flitzt nur so über den Bildschirm und verdrischt allerhand Monster, Handlanger und Roboter. Zudem sind alle Schläge wuchtig, Gegner lassen einen wissen, dass sie gerade ein 180-Zentimeter-Schwert auf den Kopf bekommen habe. Herrlich. Dazu passt auch der Rollenspiel-Anteil. Es gibt verschiedene Ausrüstung, mit der sogenannten Materia werden die Zaubersprüche und Fähigkeiten verwaltet, dazu darf man hier und da einen mächtigen Dämonen-Begleiter aus dem Ärmel schütteln. Das ist vor allem in den tollen Boss-Kämpfen nötig, die wunderbar herausfordernd sind und die Engine bis zum Ende ausreizen.

Natürlich hilft es auch, dass das Spiel fantastisch aussieht. Noch nie hat ein japanisches Rollenspiel so gut ausgesehen. Die ausdrucksstarken Gesichter in den Zwischensequenzen, die Effekte, die tollen Skyboxes, die fantastischen Wesen – all das wirkt aus einem Guss, obwohl so viele verschiedene Einflüsse und Welten in diesem Universum zusammenkommen.

Deswegen ist auch die Atmosphäre ein großer Pluspunkt. Midgar wirkt durch die reich bevölkerten Zwischenareale lebendig und die Welt zu Ende gedacht. Die nahtlosen Übergänge zwischen Cutscene und Gameplay sind ebenfalls hervorzuheben. Rennt man mit Cloud durch die stille Nacht in den Slums, hört man im Hintergrund die Tonnen an Stahl krachen, ächzen und ziehen.

Apropos hören: Der Soundtrack ist der Wahnsinn. Jeder Song, davon einige aus dem Original ("The Prelude" gleich im Start-Menü, die Fanfare (sehr selten) nach gewonnenen Kämpfen) und einige neu, wird vom Spiel so prominent in den Vordergrund gestellt, dass beispielsweise Dialoge manchmal etwas zu leise sind. Aber das macht nichts, denn der Soundtrack passt wie die Cloud-Faust aufs Shinra-Auge und das zu jeder Zeit. Mein persönlicher Favorit war "Hollow Skies", das im Slum 5 spielt. Ich habe mich dabei erwischt, meine Gruppe einfach auf dem Marktplatz stehen zu lassen, um den fantastischen Gitarrenklängen zu lauschen.

Und bleiben wir gleich bei der Gruppe. Die Charaktere, und auch ihre Dialoge, sind so überspitzt gezeichnet, dass man es eigentlich nur als "japanisch" abstempeln kann. Aber das macht gerade den Reiz aus. Die Riesenäugler haben allesamt eine eigene Persönlichkeit und wachsen dem Spieler von Anfang an ans Herz. Besonders die Stellen mit Cloud und Arieth sind so herzerwärmend, dass ich laut gejubelt habe, als ich in einer Szene gemerkt habe, dass der zu Ende geglaubte Abschnitt doch weitergeht. Und wenn man glaubt, es geht nicht abgedrehter, findet man sich im Handumdrehen in einem Kolosseum wieder, dessen Endgegner ein Höllenhaus ist. Oder wenn ein Bösewicht den Satz "It is over!" in den Ring wirft und Cloud mit "That’s my line" erwidert. "Ich liebe Videospiele" ist mir mehrmals über die Lippen gekommen.

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Was ist weniger gelungen

Lobpreisung auf die Charaktere schön und gut, das gilt leider nicht für den Hauptcharakter Cloud. Gegen den Blondschopf mit Riesenschwert ist Ryo Hazuki aus Shenmue ein Charmeur ("Ich kann jetzt nicht, ich muss den Mörder meines Vaters finden"). So trocken und desinteressiert, dass es einen fast schon wütend macht. Natürlich taut er im Laufe des Abenteuers etwas auf. Aber das dauert. Und fordert Geduld.

Geduld ist ein gutes Stichwort. Das Remake nimmt sich Zeit, um nicht nur seine Geschichte zu erzählen, sondern auch um gespielt zu werden. Dinge, wie das automatische Zurückteleportieren nach Beendigung einer Nebenaufgabe, sind zwar nett, doch oft zwingt das Spiel zum Warten. Zwischensequenzen brauchen hier und da ein paar Sekunden, um zu starten, die Sprint-Funktion lässt sich nicht immer nutzen und Dialoge könnten hier und da etwas gestrafft werden. Auch wenn die Atmosphäre toll ist, das muss sich das Spiel gefallen lassen.

Zumal es besonders im Level-Design ebenfalls etwas in der Vergangenheit hängt. Oftmals sprintet man durch Dungeon-Schläuche von Arena zu Arena und kloppt dort Monster nieder, bis das nächste Areal sich öffnet. Die Optik und das Kampf-System lenken davon ab, nach einer Zeit wird es aber schon auffällig. Da ist man froh, wenn die Story vorangetrieben wird.

Ein Wort zur Übersetzung: Die von uns getestete englische Synchro ist fantastisch. Schaltet man aber die deutschen Untertitel dazu, fragt man sich doch, welche Dialoge da eigentlich übersetzt wurden. Plötzlich wird aus "I should have asked for more money" im Englischen "Dann mach dich mal nützlich" im Deutschen. Merkwürdig. Also ausschalten und die tollen Sprecher genießen.

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Fazit

Auch ohne Nostalgie ist das erste Remake von Final Fantasy 7 ein grandioses Spiel. Der Mix aus dem Kampfsystem, den Charakteren und dem wunderschönen Universum führt zu einer Spirale, die ich lange nicht mehr erlebt habe. Eine Spirale, in der sich die eigenen Gedanken um das Spiel und die Charaktere drehen, selbst wenn die Konsole aus ist. Zumindest kurz, bis man sie dann endlich wieder anmacht. Und das war erst der Anfang. (Thorben Pollerhof, 14.4.2020)