Mit 14. März wurde Ischgl, beliebtes Urlaubsziel für Skibegeisterte, unter Coronavirus-Quarantäne gestellt. Seitdem die Pandemie Österreich erreicht hat, ist der Ort kaum aus den Schlagzeilen gekommen. Zahlreiche Kritiker sehen ein Versagen der örtlichen Behörden, die die Skisaison viel zu spät für beendet erklärt und Maßnahmen gesetzt hätten.

Der ORF hat vor kurzem eine Grafik gezeigt, die die Abreisebewegungen aus Ischgl in andere Teile Österreichs visualisiert. Sie wurde erstellt vom TU-Graz-Spin-off Invenium auf Basis von A1-Daten und zeigt, wie die Tiroler Gemeinde zur "Virenschleuder" innerhalb des Landes geworden sein könnte.

Der "ZiB"-Ausschnitt, dokumentiert von einem Twitter-User.

Abreiseflut kurz vor der Quarantäne.

Schon am 11. und 12. März gab es einige Bewegungen in alle anderen Bundesländer. Besonders groß war der Strom der Reisenden am Freitag, dem 13. März – jenem Tag, an dem offiziell die Quarantäne ab dem Folgetag bekanntgegeben wird. Die vorläufig letzte Möglichkeit, die Gegend zu verlassen, wird von vielen wahrgenommen. Registriert wurden auch zahlreiche Abfahrten in andere Teile Tirols.

Andere Grafiken, etwa eine Mobilitätskarte und Pendlerströme aus Graz, zeigen wiederum Positives auf. Nämlich dass die Ausgangsbeschränkungen in ganz Österreich nebst Homeoffice-Aufruf sehr schnell von der Bevölkerung aufgenommen und konstant eingehalten wurden. Eine Folge zeigt sich mittlerweile langsam in der Coronavirus-Statistik infolge eines Abflachens der Kurve, was die Erkrankungszahlen betrifft.

Zuvor hatte auch schon das deutsche Unternehmen Umlaut aus Mobilfunkdaten Reisebewegungen aus Tirol nach ganz Europa analysiert. Diese zeigen Bewegungen aus dem Ort zwischen Jahresbeginn und dem 14. März.

Umstrittene Datenauswertung

Der Einsatz von Handydaten zur Analyse und Entwicklung von Maßnahmen im Rahmen der Pandemie ist allerdings umstritten. Datenschützer warnen vor einer Beschädigung der Grundrechte. NSA-Whistleblower Edward Snowden befürchtet, dass nun gesetzte Überwachungsmaßnahmen die Corona-Krise überdauern werden. In Österreich stellen A1 und Magenta der Regierung Bewegungsdaten bereit. Auch bei "3" hatte man Ende März eine Übermittlung erwogen. (gpi, 14.4.2020)