BMW hatte im Jahr 2000 diese ulkige Idee, die halb und halb als Antwort auf den Smart gedacht war: Warum nicht einen Roller mit Dach bauen, der einem – besonders: einer – den frisurlädierenden Helm erspart? Nachteile: Das Ding war nur einspurig, wurde in Italien zusammengeschustert, war sauteuer bei lausiger Qualität – und der Sozius respektive die Sozia hinterm Dach musste erst recht Helm tragen. 2003 kam das Aus, BMW verdiente aber noch mit dem Verkauf der Namensrechte "C1" an Citroën.

Nehmen wir BMW C1 (2000–2003) ...
Foto: BMW

Dann kam dieser erste Schwung an E-Mobilen, die Renault-Nissan-Allianz tat sich besonders als Pionier hervor, und plötzlich, 2011, fuhr dieser ulkigen Twizy vor, eine Art C1 mit vier Rädern und Platz für – sagen wir: bis zu zwei. Nach bisherigen Vorstellungen motorisierten Vorankommens ein exemplarischer Fall von Mangelmobilität: Mickrige Reichweite sowie zunächst nur schön- und warmwettertauglich, weil ohne Seitentüren; eilig rüstete man ein Provisorium für den Winter nach.

... und Smart EQ Fortwo als Eckpfeiler, da ist dazwischen noch reichlich Platz für zweispurige Ökomobil-Lösungen.
Foto: Daimler

Die zwei Leistungsstufen (4 und 8 kW) erlauben Höchstgeschwindigkeiten von 45 bzw. 80 km/h, die 6,1-kWh-Batterie bringt die Twizler und Twizlerinnen real zwischen 50 und allerbestenfalls 70, 80 km weit. Da sollte man sich nicht allzu weit in die Speckgürtel der Städte hinauswagen – andererseits liegt das aber doch über der von den Verkehrsstatistikern errechneten Tageskilometerleistung, auf die Herr und Frau Österreicher im Schnitt während der Arbeitswoche kommen.

Renault wusste das schon 2011 und lancierte den Twizy.
Foto: Renault

So. Die Konkurrenz hatte nun fast zehn Jahre Zeit, sich Nutzungsverhalten, Vor- und Nachteile dieses Winzmobils anzusehen und eine gegebenenfalls modernere Antwort zu finden, womit wir beim Seat Minimó wären – sofern sich denn die Gerüchte bestätigen, dass der 2021 in Serie geht.

Kompetenzzentrum

Seat wurde bekanntlich erkoren als Kompetenzzentrum für Mikromobilität im VW-Konzern, das E-Spuckerl sei "speziell für die urbanen Mobilitätsanforderungen von morgen entwickelt" (Luca de Meo, bis vor kurzem Seat-Chef, heute bei Renault) und würde die Lücke zwischen dem heuer noch kommenden einspurigen E-Scooter und dem Mii schließen.

Nun verdichten sich Gerüchte, Seat verfolge mit dem Minimó einen ähnlichen Ansatz.
Foto: Seat

Mit 2,5 m Länge und 1,2 m Höhe entspricht der Minimó – Name ist Auftrag – fast völlig dem Twizy (2,34 x 1,19 m), der Seat bietet aber dem zweiten, etwas höher sitzenden Insassen (oder dem Gepäck) ein klein wenig mehr Platz. Zu erwarten wären über 100 km WLTP-Reichweite sowie Wechselbatterien (wichtig für Hauptzielgruppe Carsharing) im Fahrzeugboden. Das Fahrzeug erkennt, ob der Fahrer 16 Jahre alt ist oder schon den Führerschein hat, und passt seine Vmax dann auf 45 oder 90 km/h an.

Bei Citroën ist die Sache bereits in trockenen Tüchern, wie der Wiener sagt: Der Ami geht heuer an die Steckdose. Mit Abmessungen unter denen des Ur-Smart (2,5 x 1,5 m) – 2,41 x 1,39 m –, 7,20 m Wendekreis, 70 km WLTP-Reichweite und maximal 45 km/h empfiehlt er sich nachdrücklich für einen einzigen Einsatzzweck: Stadt.

Und Citroën bringt mit dem Ami eine Art puristischen Billig-Smart.
Foto: Citroen

Bevor sie jetzt aber gleich zum Händler eilen: gemach, gemach. Der Ami, der ein Franzose ist, wird zunächst nur in Frankreich angeboten, für 6900 Euro. Deutschland, Portugal, Belgien folgen. Und Österreich? Hängt von der Nachfrage ab – und dem Enthusiasmus der Händler, hört man.

Und wer jetzt meint, minimaler geht nimmer bei Elektroautos: Falsch – nur werden Sie da nicht mehr Platz nehmen können. Das kleinste der Welt, das Nano-Mobil vulgo Nanocar, misst nur wenige millionstel Millimeter – hat aber funktionierenden Allradantrieb!

Wie man sieht: Nicht nur Zeit, auch Mangel-Mobilität ist relativ. (Andreas Stockinger, 18.4.2020)