22 Prozent minus sind kein Lercherlschas. Denn fast ein Viertel weniger Radfahrer in Wien sprechen gegen den nächsten Satz: Das Fahrrad ist in der Stadtmobilität ein Gewinner der Corona-Krise.

Wieso dieser Satz dennoch nicht falsch ist? Mit dem Runterfahren der Städte fuhr auch der Verkehr insgesamt in den Keller. #stayathome brachte Wien einen Öffi-Fahrgastrückgang von 80 Prozent. Statt 2,6 Millionen gibt es täglich nicht einmal mehr als eine halbe Million Fahrgäste in Bus, Bim und U-Bahn.

Zahlen für den Autoverkehr waren, als dieser Text geschrieben wurde, noch in Auswertung. Doch wer Augen hat, sieht, wer Ohren hat, hört, dass signifikant weniger gefahren wird.

22 Prozent minus sind kein Lercherlschas. Denn fast ein Viertel weniger Radfahrer in Wien sprechen gegen den nächsten Satz: Das Fahrrad ist in der Stadtmobilität ein Gewinner der Corona-Krise.
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Einen ersten Anhaltspunkt gaben Ende März Wiens Stickoxidwerte. Die liegen ein Drittel unter denen von 2018 und 2019. Und Satellitenbilder zeigen ein Aufreißen der Staub-, Dreck- und Dunstwolken über Europas Großstädten – den Rad-Rückgang um 22 Prozent in absoluten Zahlen muss man also in Relation zu den anderen Verkehrsmitteln stellen. Dann sieht das Bild anders aus.

Erst recht, wenn man die Zahlen genauer ansieht. Denn die Platzierung der Wiener Zählstellen verrät nämlich, ob eher freizeit- oder beruflich geradelt wird. Wenn sich auf Argentinierstraße und Operngasse der (Berufs-)Radverkehr in absoluten Zahlen schlagartig halbiert, am Donaukanal aber um ein Drittel zunimmt, liegt nahe, dass plötzlich Menschen Stadt-Rad fahren, die das früher nicht taten. Darauf kann man aufbauen: danach – wann immer das sein sollte. (Thomas Rottenberg, 14.04.2020)