Was haben wir uns doch gesträubt, die Gefahr zu erkennen. Die Angst vor einer Infektion, gegen die es kein probates Gegenmittel gibt? Wir fanden Warnungen übertrieben. Menschen, die am Flughafen beim Boarding den einfachen Mund-Nasen-Schutz trugen und ihn dann zum Essen in der Kabine abnahmen? Lächerlich. Das war vor nicht einmal zwei Monaten. Heute sind wir klüger und machen uns nicht mehr über andere, ebenso ahnungslose Menschen lustig: Wer eine Maske trägt, schützt die anderen, das beruhigt uns. Die Gefahr, sich anzustecken, ist groß. Manchmal sind wir deshalb so nervös, dass wir Supermarktkunden, die den Abstand von einem Meter nicht wahren, belehren wollen.

Ab und zu einen Arschtritt

Seit einem Monat schon ist das Homeoffice Zufluchtsort des Wissenschaftsjournalisten. Aber es ist auch ein Ort der Isolation: kein Austausch per Zuruf mit den sechs besten Kollegen und Kolleginnen der Welt, kein Treffen mit Forschern. Natürlich gibt es Videokonferenzen, aber das konzentrierte Zettelfalten des Sportredakteurs während der Sitzung, das freundliche Lächeln der Newsroom-Assistentin – all das wird nicht übertragen. Und selbst wenn man ins Privatleben eintaucht, mit Familie und Freunden redet, bleibt wieder nur der Video-Call. Was also tun, damit einem die Decke nicht auf den Kopf fällt? Sport hilft, wissen wir. Am besten hilft aber jemand, der uns umarmt, aber auch ab und zu einen Arschtritt gibt. Ein liebevolles Fundament für jeden Homeoffice-Journalisten. (Peter Illetschko, 15.04.2020)